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Hansedom Stralsund (Uwe Deyle)

Presse Hansedom Stralsund (Betrieb: Uwe Deyle, Stuttgart)


Ostsee-Zeitung 26.11.2003

Sparkasse soll verkauft werden

Deutsche Bank dementiert Übernahme des Stralsunder Kreditinstituts

Was bisher keiner ahnte, sorgt seit gestern für Aufruhr: Die Sparkasse ist in so großer Finanznot, dass ein Verkauf ansteht. Übernahmeabsichten durch die Deutsche Bank wurden dementiert.

Das war gestern eine der Nachrichten, die einschlagen, wie eine Bombe: "Deutsche Bank will Sparkasse übernehmen - Interesse an Institut in Stralsund" titelte das "Handelsblatt".

Berichtet wird in der renommierten Wirtschafts- und Finanzzeitung, dass die Deutsche Bank offenbar an einer Übernahme der Sparkasse der Hansestadt interessiert ist. Der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband wird mit dem Satz zitiert, dass "hier offensichtlich ein Präzedenzfall geschaffen werden soll".

Bereits seit einiger Zeit gebe es in Wirtschaftskreisen und sogar im Finanzministerium Stimmen, die sich für eine Auflösung der bisher strikten Trennung zwischen Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privatbanken aussprechen - mit dem Ziel Übernahmen möglich zu machen. Um eine Sparkasse zu kaufen sei allerdings eine Änderung des Sparkassengesetzes von Mecklenburg-Vorpommern nötig.

Im Laufe des Tages überschlugen sich die Nachrichten. Von Spiegel-online bis zu Tagesschau.de sorgte die Meldung bundesweit für Wirbel. Am Mittag dementierte gegenüber OZ Andreas Bartels, Pressesprecher der Deutschen Bank in Frankfurt am Main, die Übernahmeabsichten: "Wir stehen nicht in Verhandlung mit der Stralsunder Sparkasse. Es gab und gibt keine Übernahmegespräche."

Nach OZ-Informationen gibt es derartige Absichten. Der Verwaltungsrat soll letzten Donnerstag einen entsprechenden Beschluss verabschiedet haben. Dazu äußerte sich gestern auch das von den Bündnisgrünen initiierte Forum Kommunalpolitik in einer Pressemitteilung: "Nach unserer Kenntnis hat der Verwaltungsrat der Sparkasse in der vergangenen Woche beschlossen, die Stralsunder Bürgerschaft damit zu beauftragen, einen Verkauf der Sparkasse zu prüfen", so der Sprecher der unabhängigen Wählergemeinschaft, Jürgen Suhr. Hintergrund sei die "angespannte wirtschaftliche Situation des Kreditinstituts, vor allem bedingt durch Wertberichtigungen in Millionenhöhe (Risiken aus dem Kreditgeschäft, u. a. Hansedom und Tourisline)".

Dass große Veränderungen bevorstehen, lässt eine gestern kurzfristig für heute anberaumte Pressekonferenz vermuten, zu der OB Harald Lastovka einlädt. Thema: "Zukunftssicherung der Sparkasse Stralsund". An der Konferenz im Wulflamhaus nehmen auch die Vorsitzenden der drei Bürgerschaftsfraktionen teil. Eine Stellungnahme war dazu gestern aus dem Rathaus nicht zu erhalten.

Die Sparkasse selbst hielt sich mit Statements ebenfalls zurück. "Wir sind zum Stillschweigen verpflichtet", sagte der Leiter des Vorstandssekretariats Dr. Joachim Schneidewind. Einen Verkauf an die die Deutsche Bank fegte allerdings auch er vorerst vom Tisch: "Wir sind genau so überrascht. In unserem Haus ist von einer solchen Geschichte absolut nichts bekannt, es ist nie diskutiert worden. Auch nicht im Verwaltungsrat", versicherte er. In diesem Sinne würden ebenfalls die Mitarbeiter informiert.

Nach weiteren OZ-Informationen stand auf der gestrigen Sitzung des Verwaltungsrates, der durch die in der Bürgerschaft vertretenen Fraktionen besetzt ist, die Abberufung des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Winfried Burke, zur Debatte. Der war für OZ gestern nicht zu sprechen. Dazu Schneidewind: "Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen jetzt die Tagesordnung des Verwaltungsrates bekannt gebe."

Sparkassenkunden haben nach Auskunft von Schneidewind keinerlei Anlass zu Verunsicherungen. "Es gibt keine Probleme für die Kunden. Wir sind ein öffentlich rechtliches Institut", so Schneidewind.

Gestern jedenfalls blieb eine Menge Fragen offen: Wie groß sind die Finanznöte? An wen wird die Sparkasse verkauft? Wie soll die Struktur künftig aussehen? Aufschluss erhoffen wir uns von der heutigen Pressekonferenz.

Für den Vorstandssprecher des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Wolfram Morales, zumindest sind die Übernahmespekulationen nicht völlig aus der Luft gegriffen, wie er gegenüber der Tagesschau deutlich gemacht hatte. Die Diskussionen der letzten Wochen sprechen dafür. Dass es die Sparkasse Stralsund sein soll, habe man auch erst aus der Presse erfahren. Man müsse noch mit der Stralsunder Sparkasse klären, was da läuft. Doch auch Morales weist auf den rechtlichen Aspekt hin, dass zuvor das Sparkassengesetz für M-V zu ändern sei.

MARLIES WALTHER


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