Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

St. Kanzian Kristallbad

Kleine Zeitung Online 10.09.2003

Kristallbad Klopeiner See: Betreiber wird ungeduldig

Investor Steinhart will das Erlebnisbad 2004 eröffnen. Pfeifenberger wirft der Gemeinde "Zögerlichkeit" vor. Bürgermeister Krainz will Garantien.

ELISABETH TSCHERNITZ-BERGER

Heinz Steinhart, Chef der deutschen Kristallbädergruppe, hat vor einigen Tagen seinen Sechziger in Kärnten gefeiert. Sollte er "grünes Licht" für den Bau des Erlebnisbades am Klopeiner See bekommen, wird sein bisheriges Urlaubsland sein nächster Arbeitsplatz sein. Noch ist offen, ob es überhaupt so weit kommen wird, denn die Gemeinde St. Kanzian bremst.

Der Wunsch nach einem Erlebnisbad, um die allzu kurze Saison mit einer Wellnessanlage zu verlängern, geht vor allem vom Land aus. "Das ist eine einmalige Chance für den Klopeiner See. Es ist jetzt der letzte Versuch, das Projekt umzusetzen", ist Tourismusreferent Karl Pfeifenberger bereits ungeduldig wegen der Zögerlichkeit. Um den Gemeindevätern das Projekt am Campingplatz mitten im Ort schmackhaft zu machen, hat Pfeifenberger ein Ersatzgrundstück im Süden des Sees angeboten.

Unterlagen urgiert

Dennoch beißt der Fisch nicht richtig an. Bürgermeister Thomas Krainz (SP) findet zahlreiche Einwände. Dass die Hotellerie für das Projekt Feuer und Flamme ist, lässt ihn kalt. "Die haben ja kein Risiko zu tragen", so Krainz. Er urgiert beim Errichter der Anlage Unterlagen (Detailpläne und Studien), die er bislang noch nicht zu Gesicht bekommen habe. Auch fordert er Garantien über die prognostizierte Steigerung um 300.000 Nächtigungen. "Garantien gibt es nie im Leben", sieht es Hotelier Klaus Richler realistisch. Vor allem aber fürchtet Krainz die finanziellen Bürden. Das Projekt soll 18 Millionen Euro kosten, acht Millionen soll die Gemeinde über ein Darlehen aufbringen. Dieses ließe sich jedoch über die Erhöhung der Ortstaxe um 0,43 Euro finanzieren. "Der Tourismusverband hat damit kein Problem. Wir brauchen nur die Erlaubnis vom Land, die Ortstaxe für so ein Projekt zu verwenden", sagt Josef Marolt, Tourismusverband-Obmann.

Für den Investor wird es hingegen eng. Um das Kristallbad 2004 eröffnen zu können, müsste er im Herbst mit dem Bau beginnen. "Wenn wir nicht bald die Zusage bekommen, bleibt Kärnten mein Urlaubsland. Dann mache ich in Deutschland weiter", sagt Steinhart. "Wenn der Bürgermeister politisch denkt, verzögert er. Wenn er für seine Gemeinde denkt, verwirklicht er es."