Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Gößweinstein

Nordbayerischer Kurier 13.06.2002

Thema Kristallbad bald abgehakt?

Haupt- und Verwaltungsausschuss tagte - 4,1 Millionen Euro aus Haushalt nehmen

GÖSSWEINSTEIN

Über die Zukunft des Gößweinsteiner Hallenbades wurde in der Sitzung des Haupt- und Verwaltungsausschusses diskutiert. Angesichts der Ereignisse der letzten Tage, die Bäderkönig Steinhart betreffen, sieht es für ein "Kristallbad Gößweinstein" düster aus.

Mit einem Empfehlungsbeschuss an den Marktgemeinderat soll nun auch die im Haushalt 2002 noch eingeplante Investition zur Umwandlung des Hallenbades in das umstrittene Kristallbad in Höhe von 4,1 Millionen Euro wieder komplett aus dem Haushaltsplan herausgestrichen werden. Damit wäre die "Kristallbad Gößweinstein GmbH" endgültig vom Tisch.
Marktrat Stefan Bogner (CSU) meinte, dass die Gemeinde wenigstens 50 Prozent der Konzeptkosten für das Kristallbad von Bäderkönig Heinz Steinhart wieder zurückfordern sollte.
Geschäftsleiter Günter Maier sah dazu keine rechtliche Grundlage, denn im Vertrag steht ausdrücklich, dass man das Geld nur zurückverlangen könne wenn Steinhart eine Vertragsverletzung nachzuweisen sei. Dies sei nicht der Fall, da sich Gößweinstein zurückgezogen habe und nicht Steinhart.
Zu bezahlen sind außerdem auf jeden Fall noch die Kosten für den Forchheimer Anwalt Thomas Mönius, der den Vertrag mit der Kristallbädergruppe entworfen hatte und Verhandlungsführer im Auftrag der Gemeinde mit Heinz Steinhart war. Marktrat Rainer Polster (Bürgergemeinschaft) fürchtete gar, dass Regressansprüche auf den Markt zukommen könnten. Für das Palm Beach sei Insolvenzantrag gestellt worden, so Polster, der daraus folgerte, dass die Kristallbädergruppe zahlungsunfähig sei. "Mit Steinhart hätten wir uns auf dünnes Glatteis begeben."

Tendenz sinkend

Bürgermeister Georg Lang (CSU) sah die Sache anders. Das Kristallbad wäre vom Landratsamt genehmigt worden, weil es sich auf Dauer getragen hätte. Der Bürgermeister meinte zum Thema Insolvenz: "Wenn man die Zeitungsartikel genau liest, stellt man fest, dass da Geld zu holen ist."
Georg Bauernschmidt (SPD) verwies auf ein Gespräch mit dem Landratsamt, in dem ganz klar zum Ausdruck gekommen sei, dass sich Gößweinstein das marode Hallenbad einfach nicht leisten könne. Notwendige Konsequenz sei deshalb, dass man das Bad zusperren müsste, so damals ein Behördenvertreter, sagte Bauernschmidt.
Zu dem von den Freien Wählern für 2,5 Millionen Euro vorgelegten Sanierungskonzept rechnete Peter Helldörfer (CSU) eine jährliche Belastung von 250 000 Euro hinzu. Nach einem Umbau müsse man den Eintritt auf vier Euro anheben, und dies gelinge nur, wenn jährlich 50 000 Besucher mehr in das Bad strömen würden, so Helldörfer. Zurzeit liegen die Besucherzahlen bei rund 20 000 Badegästen im Jahr, Tendenz sinkend.
Bürgermeister Lang meinte, dass der Fremdenverkehr nicht "allein am Hallenbad hängt". Er verwies auf die geplante Zukunftswerkstatt Fränkische Schweiz, bei der Wellness eine herausragende Rolle spielen wird. Die Erkenntnisse dieser Leitbildentwicklung sollte man dann auch in Gößweinstein mit einbeziehen, so Lang. Momentan liegen zum Hallenbad nur Konzepte mit Zahlen "aus der hohlen Hand" vor, über eine Sanierung solle man aber erst ausführlich diskutieren, wenn genaue Zahlen vorhanden sind, so Lang.
tw