Gößweinstein
Nordbayerische Nachrichten 14.06.2002
Hauptausschuss entschied: Gemeinderat soll Hallenbad-Investition aus Haushalt streichen
Polster empfahl Orden für die Gegner
Gemeinde Gößweinstein hat kein Anspruch auf Rückerstattung der Kosten für Konzeptentwurf
GÖSSWEINSTEIN (tw) - Heiß diskutiert wurde in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Verwaltungsausschusses auch über die Zukunft des Gößweinsteiner Hallenbades mit seiner maroden Technik. Das Haus macht jährlich einen Verlust von rund 237 000 Euro. Außerdem muss dem früheren Grundstücksbesitzer eine Leibrente in Höhe von derzeit 33 000 Euro im Jahr bezahlt werden. Sie soll bis 2006 kontinuierlich auf 37 000 Euro ansteigen.
Das Gremium empfahl dem Gemeinderat, die im laufenden Haushalt eingeplante Investition zur Umwandlung des Hallenbades in das umstrittene Kristallbad in Höhe von 4,1 Millionen Euro komplett zu streichen. Damit wäre das "Kristallbad Gößweinstein GmbH" endgültig vom Tisch.
Stefan Bogner (CSU) meinte, die Gemeinde müsse 50 Prozent der Konzeptkosten für das Kristallbad von dem Steiner Unternehmer Heinz Steinhart wieder zurückfordern. Geschäftsleiter Günter Maier sah dazu "keine rechtliche Grundlage".
Denn im Vertrag stehe ausdrücklich, dass Anspruch auf Rückzahlung nur dann bestehe, wenn Steinhart eine Vertragsverletzung nachgewiesen werden könne. Dies sei nicht der Fall, da sich Gößweinstein zurückgezogen habe und nicht Steinhart, so Maier.
Bezahlt werden müssen aber noch die Rechtsanwaltskosten für den Forchheimer Anwalt Thomas Mönius, der den Vertrag mit der Kristallbädergruppe entworfen hatte und Verhandlungsführer im Auftrag der Gemeinde mit Steinhart war.
Rainer Polster (Bürgergemeinschaft) fürchtete gar, dass Regressansprüche auf den Markt zukommen könnten. Er verwies auf die Auseinandersetzungen zwischen Steinhart und seinen beiden Gesellschaftern im Freizeitbad in Stein, in deren Verlauf der Chef der Finanzakademie als Geschäftsführer abgesetzt wurde.
Insolvenz beantragt
Zwischenzeitlich sei für das Palm Beach auch Insolvenzantrag gestellt, so Polster der daraus folgerte dass die Kristallbädergruppe zahlungsunfähig sei. "Noch immer gibt es in Gößweinstein Leute die dem Kristallbad nachgreinen", sagte Polster und meinte, dass "diejenigen, die dieses Bad verhindert haben", eine Auszeichnung in Form einer Medaille verdient hätten.
Bürgermeister Georg Lang (CSU) sah die Sache anders. Das Kristallbad wäre vom Landratsamt genehmigt worden weil es sich auf Dauer getragen hätte, 3. Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) verwies hingegen auf ein Gespräch mit dem Landratsamt, in dem ganz klar zum Ausdruck gekommen sei, dass sich Gößweinstein das Hallenbad "einfach nicht leisten" könne.
Schon damals sei als Konsequenz aufgezeigt worden, das Hallenbad zu schließen. Bauernschmidt bezweifelte auch, ob das von Architekten Feuerstake & Linke vorgelegte Konzept umsetzbar ist. Die Freien Wählern halten ein Sanierungskonzept für denkbar, das 2,5 Millionen Euro kosten soll.
Nach einem Umbau des Hauses müsse man den Eintrittspreis auf vier Euro anheben. Ein Geschäft gelinge damit nur, wenn jährlich 50 000 Besucher mehr in das Bad strömten, so Helldörfer. Zurzeit kommen nur noch rund 20 000 Badegäste im Jahr.
Bürgermeister Lang meinte, dass der Fremdenverkehr im Lufttkurort "nicht alleine am Hallenbad hängt". Der Rathauschef verspricht sich von der Zukunftswerkstatt Fränkische Schweiz des Gebietsausschusses, die dem Thema Wellness "eine herausragende Rolle" zubilligt, fruchtbare Erkenntnisse für die Gemeinde.
© NORDBAYERISCHE NACHRICHTEN, PEGNITZ UND UMGEBUNG