Alb-Thermen Bad Urach
Presse Alb-Thermen Bad Urach
Quelle: Reutlinger General-Anzeiger 08.11.2007
Alb-Thermen - Die Uracher müssen erneut tief in die Tasche greifen: 240 000 Euro mehr als geplant
Ein neuer dicker Brocken
BAD URACH. Die Alb-Thermen werden noch teurer als erwartet. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat beschlossen, die Mittel um weitere 240 000 Euro aufzustocken. Die CDU-Fraktion machte ihrem Unbehagen über die davonlaufenden Kosten Luft, indem sie sich bei der Abstimmung enthielt. Dem Förderantrag aus dem Jahr 2005 lagen Gesamtkosten in Höhe von 4,6 Millionen Euro zugrunde. Umplanungen, zusätzliche Maßnahmen und Unvorhergesehenes ließen die Bausumme auf gut fünf Millionen Euro klettern. Nach den neuesten Rechnungen liegt die Stadt jetzt bei rund 6,4 Millionen Euro.
Man kann sich die Sitzungen des Gemeinderats seit dem Baubeginn als Tragikkomödie in fünf Akten vorstellen. Ein echter Dauerbrenner. Zum Inhalt: Seit dem 1. März werden die Alb-Thermen umgebaut. Auf dem Bau läuft nicht alles so wie geplant. Mit jeder Fliese, die weggeklopft wird, wird deutlicher, in welch marodem Zustand sich das Bad befindet. Die Folge: Die Kosten steigen, der Zeitplan wackelt. Der Gemeinderat wird unruhig, nimmt die Fakten mit zunehmendem Unbehagen zur Kenntnis, trägt die Kostensteigerungen aber noch mit einiger Fassung.
Tragikkomödie in fünf Akten
Zweiter Akt: Die Kosten laufen davon. Verantwortlich sind einerseits diverse "Altlasten" (das Bad steht schlechter da als erwartet), andererseits stimmt der Gemeinderat - teilweise notgedrungen - für Umplanungen und zusätzliche Maßnahmen. Im Juni bringt Projektsteuerer Siegfried Klotz ein "Finisher-Budget" ins Spiel - rund drei Prozent der Bausumme. Bürgervertreter und Verwaltungsleute reden sich in etlichen nichtöffentlichen Sitzungen die Köpfe heiß.
Dritter Akt: Die Stimmung wird gereizter. Die CDU-Fraktion beginnt, gegen die von der Verwaltung eingeforderten Erhöhungen des Budgets zu stimmen - wohlwissend, dass der Bau trotzdem weitergeht, da die anderen Fraktionen die unvermeidlichen Kostensteigerungen "mit der Faust in der Tasche" (SPD-Chef Ernst Haas) mittragen. In der jüngsten Sitzung ringen sich die Christdemokraten zu einer Enthaltung durch - eine Zustimmung kommt nach wie vor nicht in Frage. Weil Haas das Abstimmungsverhalten offen kritisiert, schießt CDU-Vize Gerhard Steinhart immer schärfer zurück. Das Scharmützel gehört mittlerweile fest zum Programm.
Vierter Akt: Jetzt ist öffentlich, dass der Bau um eine weitere Viertelmillion teurer wird. Die Stimmung ist am Tief-, die Emotionen am Höhepunkt. Die CDU-Männer wiederholen unüberhörbar ihre Zweifel an der Bauleitung. Zu wenig Kontrolle, unzureichende Planung, so der Vorwurf. Der Verwaltung wird Salamitaktik vorgeworfen: Sie informiere das Gremium nur häppchenweise und konfrontiere es zu spät mit der Wahrheit - den Kosten. "Ich bin hier nur noch der Abnicker", sagt Burckhard Allzeit. "Sie sagen nicht alles, was Sie wissen", sagt Ernst Haas zu Bürgermeister Markus Ewald.
Ewald kontert, sichtlich entnervt von dem Dauerfeuer - zumal sich Haas an einem vierstelligen Betrag festgebissen hatte. "Ich weise kategorisch zurück, dass die Verwaltung mauschelt oder etwas zurückhält", so der Verwaltungs-Chef, "das geht gar nicht und wir hätten auch nichts davon - die Zahlen kommen eh alle an den Tag." Ewald: "Derzeit kommt jeden Tag etwas Neues raus, wir können oft nur noch reagieren - in der jetzigen Phase zu sagen, was wir hätten wissen können und machen müssen, bringt gar nichts."
Der Bumerang in zwei Jahren
Finanziert werden sollen die zusätzlichen Ausgaben über höhere Steuereinnahmen und allgemeine Zuweisungen aus dem laufenden Jahr. "Ein Vabanque-Spiel", gibt Horst Vöhringer zu bedenken, "80 Prozent von dem, was wir jetzt haben, müssen wir zwei Jahre später wieder abgeben. Wenn wir in diesem Jahr weniger Einnahmen haben, haben wir eine echte haushaltspolitische Herausforderung."
Fünfter Akt: Am Samstag, 15. Dezember, werden die Alb-Thermen wiedereröffnet. "Wenn bis dahin nichts passiert, was wir jetzt noch nicht wissen", sagt Markus Ewald. Es gibt Sekt, lächelnde Menschen und wohlklingende Reden. Gemeinderat, Verwaltung und Bauleute werden sich das erste Mal sei Monaten einig sein und sagen: "Ein schönes Bad." Oder die Variante von Konrad Hölz wählen: "Ein schönes, teures Bad."
Nachspiel: Einzelne Besucher und Teilnehmer der Gemeinderatssitzung überlegen immer noch, was Gerhard Steinhart mit einem seiner markigen Sätze gemeint haben könnte: "Man wird eines Tages noch dankbar sein, dass wir bei der Abstimmung dagegen waren." Sein Schlusssatz löste allgemeine Heiterkeit aus, konnte aber nur bedingt zur Klärung beitragen: "Wenn man nachdenkt, kommt der Sinn." (GEA)
Presseübersicht Spaßbad Aquadrom Bad Urach