Heinz Steinhart - Weserberglandtherme in Bad Karlshafen
Presse Weser-Therme
Publiker 03/05
Bad Karlshafen
Kristall-Weserberglandtherme in Bad Karlshafen
Steuert der Betreiber Heinz Steinhart die Therme in den Gewinn oder Ruin?
Ein kalter, aber sonniger Sonntag im Februar. Spontan beschließen wir, die am 18. Dezember 2004 eröffnete und hochgelobte neue Weserberglandtherme in Bad Karlshafen einfach einmal zu besuchen.
Eine Suche mit den Stichworten "Bad Karlshafen + Therme" bei Google führte nicht direkt auf die Homepage der Therme, wohl aber auf die Homepage der Stadt Bad Karlshafen. Laut Aussage dort finden sich keine Öffnungszeiten für Sonntag. Ein Anruf bei der auf der Homepage veröffentlichten Telefonnummer der Therme ergab, dass diese sehr wohl auch sonntags geöffnet sei. Will Bad Karlshafen selbst sich um einen imaginären Besuchermagnet bringen? Trotz allem fuhren wir frohgemut los.
Schon bei der Anfahrt zeigen sich die ersten Probleme. Laut Betreiber, Heinz Steinhart, soll die Therme auch Kunden aus Kassel und Göttingen anziehen. Dies entlockte uns nach Erreichen der Therme ein herzhaftes Lachen! Zwar ist die Entfernung für Göttingen in etwa identisch mit der Entfernung zu Kassel, aber die Kurhessentherme in Kassel-Wilhelmshöhe erreicht man mit dem Auto in einer guten halben Stunde, auch gute Bahnanbindungen sind gegeben. Nach Bad Karlshafen braucht man jedoch mit dem Auto mindestens eine Stunde, mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch länger. Der Weg mit dem Auto führt über kurvenreiche Straßen und durch alle Dörfer. Der Fahrer ohne Navigationssystem benötigt einen guten Beifahrer, der beim Kartenlesen jedoch sehr schnell Übelkeit angesichts der kurvenreichen Strecke verspüren wird.
Nachdem wir nach über einer Stunde die Therme erreichten, standen wir vor dem Problem Parkplatzsuche. Obwohl die Therme für einen kalten Sonntagnachmittag sehr leer war, standen die Autos auf dem Parkplatz bereits kreuz und quer. Nach Zahlung des Eintrittes (13,50 Euro für 4 Stunden inkl. Saunabereich) und Erreichen der Umkleiden in den Katakomben zeigte sich, dass man zum Thermalbad Treppen wieder hoch steigen musste. Der Besucher muss nass diverse Treppenstufen bewältigen, wenn er zwischendurch etwas aus seinem Umkleideschrank benötigt. Für Behinderte ist ein Aufzug vorhanden. Die Beschilderung lässt sehr zu wünschen übrig.
Als wir endlich im Thermalbad standen, ungläubiges Staunen auf unseren Gesichtern. Das soll alles gewesen sein? Zwar gibt es diverse kleinere Solebecken mit unterschiedlicher Temperatur und unterschiedlichem Solegehalt, aber wie gesagt kleinere Becken! Das Minikinderbecken ist durch Wand und Tür abgetrennt vom übrigen Thermenbereich. Kinder müssen leider draußen bleiben?
Die Temperatur von 33° im Becken, welches auch in den Außenbereich führt, halten wir für ein Gerücht. Überhaupt erscheint die Lufttemperatur für ein Schwimmbad zu gering. Schnell flüchten wir uns frierend von Becken zu Becken. Gespart wird auch am Whirlpoolvergnügen. Von 4 Miniwhirlpools, in denen höchsten 6 Leute mit angezogenen Knien Platz finden, plätschern abwechselnd immer nur zwei.
An eine Geisterbahn auf dem Rummel erinnerte uns die sogenannte "Edelsteinmeditationsgrotte". Wir glauben durchaus persönlich an die Kraft der Edelstein- und Farbtherapie, aber was uns hier geboten wurde, ließ uns diesen als Grotte bezeichneten Raum eilends verlassen, um die anderen Anwesenden nicht durch lautes Lachen in ihrer vermeintlichen Ruhe zu stören. Aufgebohrte, an eine Wand geklebte Bergkristalle, mit Lampen hinterlegt. Diese Lampen wechselten regelmäßig die Farbe. Dazu erklang vermeintlich esoterische Musik.
Außer den sehr kleinen Becken, der kleinen sogenannten Edelsteinmeditationsgrotte und dem Saunabereich wird dem Besucher nichts geboten.
Beim Verlassen des Bades zeigte sich wiederum die mangelhafte Perfektionalität. Unsere Eintrittskarten wurden vom Gerät am Ausgang als nicht lesbar bezeichnet. Die nette Dame vom Empfang erklärte uns, dass dies schon fast die Regel sei und legte unsere Karten in einen Handlesescanner.
Beim Verlassen des Bades waren wir uns einig, in Zukunft nur noch die Kurhessentherme in Kassel zu besuchen. Die Kurhessentherme bietet für 18,- Euro Eintritt für 4 Stunden auch freien Zugang zu den Solarien, den Sportmöglichkeiten und dem Kino. Zudem sind hier größere Außenbereiche mit großer Spaßrutsche, größere Kinderbecken, die nicht vom allgemeinen Bereich isoliert sind, und die komplette Wegführung ist einfacher, übersichtlicher und besser beschildert. Auch die Parksituation ist bedeutend entspannter. Und unsere Eiswiese in Göttingen? Ausreichend Parkplätze, Solebecken gegen Extragebühr (aber 12,- Euro komplett inkl. Solebecken für 4 Stunden) und vor allem Becken für jeden - Schwimmer, Nichtschwimmer, Kinder.
Kunden aus Kassel und Göttingen für Bad Karlshafen? Höchstens, wenn sie Freunde oder Bekannte dort besuchen und ohnehin dort sind.
Der Kasselaner wird nicht einen Miniabklatsch der Kurhessentherme besuchen, der Göttinger wird den magenschonenderen und bedeutend schnelleren Weg nach Kassel wählen, wenn er Luxus und Entspannung außerhalb der Eiswiese sucht. Höchstens der angebotene Shuttleservice von Hannoversch- Münden wird von dort die Kunden locken.
Wir wären jedoch nicht die Chefredaktion, wenn wir unsere Artikel nicht gründlich nach Hintergründen recherchieren und gerade interessanten Hintergrundtipps nachgehen würden.
Und da fielen uns interessante Links zum Betreiber der Weserberglandtherme, Heinz Steinhart, in die Hände.
Verurteilt zu mehreren Jahren Haft zwischen 1989 und 1993 wegen Anlagebetrugs (den Schaden für die Anleger der riskanten Immobilienfonds für Spaßbäder schätzte der Richter damals auf 200 Millionen DM), eröffnete Herr Steinhart diverse Thermen in Deutschland. Diese Thermen erwiesen sich jedoch zum Teil als absoluter Flop. Das Freizeitbad "Palm Beach" in Stein hatte mit Pfändungen der Tageseinnahmen zu kämpfen und es wurde 2002 ein Insolvenzantrag gestellt. Die Thermen werden bzw. wurden zum Teil von ihm, zum Teil auch unter den Namen seiner Frau oder Kinder betrieben.
Auch der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister, der Landrat des Landkreises Kassel und der Bürgermeister vom Bad Karlshafen haben ihre Augen geschlossen, obwohl sie sich innerhalb von fünf Minuten über die "Seriosität" des Herrn Steinhart hätten überzeugen können. Ähnlichkeiten mit den anderen geplanten Großprojekten wie dem geplanten Hotel- und Golfprojekt an der Sababurg sind nicht zufällig sondern zwangsläufig.
Über die frauenfeindlichen Werbekampagnen des Herrn Steinhart, für die er nach wie vor eine Entschuldigung ablehnt, zur Eröffnung der Weserberglandtherme will und werde ich mich als Frau nicht äußern. Wohl aber über die offensichtliche Fehlberichterstattung der HNA zur Eröffnung der Therme am 18. Dezember 2004 mit angeblich über tausend Gästen. Ein Video von HR3 dagegen zeigt ganze drei Badegäste und in dem Video klingt an, dass es sich evt. bei den Machenschaften von Herrn Steinhart auch um Angestellte der Therme gehandelt haben könnte. Fakt ist, dass Steinhart selbst zugab zu hoffen, dass er mit der Eröffnung der Therme in Ludwigsfelde keine so große Enttäuschung erleben muss wie in Bad Karlshafen.
Der Falken-Verlag schreibt 1996 in seiner Veröffentlichung "Achtung Finanzhaie" 1996 auf den Seiten 28 und 29, dass die Firma des Heinz Steinhart auf einer Liste "der größten Anlegercrashs" geführt wird. Bei einer Übersicht der verlustreichsten Angebote auf dem grauen Kapitalmarkt ist die Firma aufgeführt. Unter dem Titel "Großwildjagd" findet sich sogar ein Dokumentarfilm über den Fall Steinhart. Dieser Link ließ sich jedoch nicht öffnen. Die kritischen Links im Internet sollen Entscheidungsträgern bei der Auswahl ihrer Geschäftspartner helfen und dazu beitragen, Fehlentscheidungen auf Kosten der betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu vermeiden.
Herr Steinhart betreibt zur Zeit nach eigenen Angaben selbst, unter den Namen seiner Frau oder seiner Kinder, zehn Thermen nach dem gleichen Prinzip. Da finden sich Links, wonach alle Bäder, an denen Stein beteiligt ist, inzwischen Darlehen in Millionenhöhe, die sie der Bäder Stein GmbH gewährt hatten, gekündigt haben.
Steinhart ist ansässig in Stein. Der Bürgermeister von Stein, mit dem betreffenden Namen Gottbehüt, hält für uns unverständlich weiter an Stein fest, der alles gehalten habe, was er gesagt habe. Was bleibt ihm auch anderes übrig anhand der Situation der Palm Beach Therme in Stein?
Wir bezweifeln, dass die Weserberglandtherme in Bad Karlshafen, die für 20 Millionen Euro direkt an der Weser erbaut wurde, ein Gewinn für Bad Karlshafen sein wird. Ein Gewinn vielleicht für Herrn Steinhart, der fleißig in der Planung steckt, künftig auch das europäische Ausland mit seinen Thermen regelrecht zu überfluten.
Heike Schutte
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