Tropenbad Waikiki Zeulenroda
Erlebnisbäder tragen nicht immer zur Entspannung bei
Verwirrspiel um Zukunftspläne von Frank Steinwachs
Von Michael Schißler
In Zeulenroda sind sich einige Herren gram. Dabei könnte der eine oder andere gute Ruf den Bach runtergehen, zumal sich der Zwist am Erlebnisbad Waikiki entzündete, das derzeit für 37 Millionen gebaut wird. Was Entspannung bringen soll, macht nun erst einmal Streß - und zwar in Essen und in Zeulenroda. Betroffen sind Zeulenrodas Bürgermeister Frank Steinwachs und die Betriebsgesellschaft Wasserfreizeit Aqua-Planet Zeulenroda (BWZ) im Ruhrgebiet. Für die schlechte Stimmung zwischen Ost und West sorgte Gernot Voh, ehemaliger Fachplaner für das Bad. Er behauptet, daß Bürgermeister Steinwachs einen Arbeitsvertrag mit der BWZ hat, sozusagen als Rückversicherung für seine eventuelle Abwahl aus dem Amt.
ZEULENRODA. - Bevor der Streit so richtig ausbrach, waren in Zeulenroda offenbar schon einige verbale Sträuße zwischen den Herren Voh, Steinwachs und dem freien Mitarbeiter der BWZ, Rolf André, gefochten worden. Allerdings in aller dazugehörigen Stille. In der vorvergangenen Woche war es dann soweit. Frank Steinwachs war zu einer Sitzung nach Erfurt gereist und dort einem Rundfunkreporter über den Weg gelaufen, der sich nach der angeblich unsicheren Finanzierung des Waikiki- Bades erkundigt hatte. Da waren die Gerüchte, die offenbar schon seit einiger Zeit Zeulenroda beherrschten, in die Landeshauptstadt übergeschwappt.
Auf der Suche nach der Quelle
Steinwachs blies zum Gegenangriff und gab eine Pressekonferenz in seiner Stadt. Dabei verwahrten er und Rolf Andre sich gegen die "geschäftsschädigenden Äußerungen", deren Quelle sie in dem Bad-Fachplaner Gernot Voh sahen. Er soll die Gerüchte in Umlauf gebracht und verschiedenen Versprechungen gemacht haben.
Voh, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für die BWZ arbeitete, reagierte Tage später. Er sandte unserer Zeitung per Telefax ein mehrseitiges, von ihm unterschriebenes Schriftstück, in dem er sozusagen, die Grundlage für die Rechtfertigungs-Pressekonferenz von Steinwachs lieferte.
Das Papier des Badplaners wirft ein besonderes Licht auf Vorgänge um die Finanzierung des Erlebnisbades, aber auch auf die Rolle des Zeulenrodaer Bürgermeisters bei diesem Projekt. Voh will, so geht aus seinen Unterlagen hervor, von Steinwachs dahingehend angesprochen worden sein, "ob ich eine Chance sehe, daß er (Steinwachs), wenn er nicht mehr Bürgermeister ist, bei uns (der BWZ) einen leitenden Posten erhalten könne. Natürlich konnte ich mir persönlich dies gut vorstellen, da er bis dahin als guter und zuverlässiger Partner auftrat und ohne seine Tatkraft sowie ohne seine zweifelslos vorhandenen guten politischen Verbindungen das Projekt kaum gelungen wäre. Insofern versprach ich ihm, dies mit meinem Partner, Herrn R. André, zu besprechen."
Rolf André hat sich dann, so geht jedenfalls aus dem Papier hervor, offenbar mit Voh über die Anfrage Steinwachs' unterhalten. Voh schreibt in seiner Unterlage weiter: "Herr André sah hierin auch durchaus Vorteile für uns, insofern kam es kurz darauf zu einem Dreiergespräch zwischen Herrn Steinwachs, Herrn André und mir. Allerdings befürchtete Herr André durchaus Schwierigkeiten, da das Projekt mit Fördermitteln finanziert ist und wir vor allem auch unsere eigenen Finanzierungsprobleme noch nicht gelöst hatten. Insofern beauftragte er Herrn Rechtsanwalt Fedler damit (per Vollmacht), diesen Vertrag im Namen der Betreiber-GmbH zu schließen. Auf meine erste diesbezügliche Rückfrage wurde mir mitgeteilt, das sei auf einem gutem Weg. Einige Wochen später wurde mir durch Herrn André bestätigt, daß der Vertrag für Herrn Steinwachs unterschrieben ist."
Die Rolle von Rolf André, der von Voh der Betreibergesellschaft BWZ zugeordnet wird, ist seit gestern wieder etwas verschwommener. Die Geschäftsführerin der BWZ und Ehefrau von Rolf André, Claudia André, bestritt gestern energisch, daß ihr Mann Mitarbeiter in der BWZ war, vielmehr habe er im Bereich Innenarchitektur Arbeiten für eine Gesellschaft namens André-Marketing - auch dort ist Frau André Geschäftsführerin - im Zeulenrodaer Erlebnisbad ausgeführt.
Wenige Tage zuvor hatte Rolf André, der sich unter der Firma BWZ meldete, noch zu den Vorwürfen gegenüber Steinwachs Stellung genommen. Frau André versuchte gestern deutlich zu machen, daß er dazu nicht berechtigt war.
Was André vorgeblich Gernot Voh bestätigte - daß es einen Arbeitsvertrag der BWZ mit Steinwachs gibt - wiederholte er auf Anfrage unserer Zeitung nicht. Rolf André sagte, ihm sei ein solcher Vertrag unbekannt. Auf die Frage, ob sei ner Frau - sie führt die Geschäfte der Firma - ein solcher Kontrakt bekannt sei, meinte André, daß er das nicht wisse. Gestern nun behauptete auch Frau André, daß ihr von einem solchen Vertrag nichts bekannt sei. Weder Gernot Voh noch Rolf André seien berechtigt gewesen, Gespräche mit dem Bürgermeister über eine Anstellung oder auch nur eine Mitarbeit zu führen, weil nur sie handlungsberechtigt sei.
"Ich bin auch nur ein Mensch"
Bürgermeister Frank Steinwachs verneinte gestern deutlich, daß es einen Arbeitsvertrag zwischen ihm und der BWZ gebe. Gleichwohl räumte der Zeulenrodaer Bürgermeister ein, daß es durchaus Gespräche über eine eventuelle Anstellung gegeben habe. "Ich bin auch nur ein Mensch, und ich habe Familie", da mache man sich auch Sorgen um seine berufliche Zukunft. Insbesondere in der Zeit, als sich die Demonstrationen gegen Wasser- und Abwassergebühren in der Stadt gehäuft hätten, habe er sich Gedanken über eine spätere Arbeit gemacht. Damals habe es Überlegungen von dem freien BWZ-Mitarbeiter André gegeben, ihn in einer noch zu gründenden Gesellschaft unterzubringen. Dabei sei jedoch nicht er initiativ geworden, sondern Herr André, sagte Steinwachs gestern. "Ich bin mit Sicherheit nicht auf Herrn Voh zugegangen", hob er hervor.
In Gesprächen mit unserer Zeitung hatte Voh zuvor erläutert, daß es Überlegungen gegeben habe, Steinwachs anderweitig einzusetzen. Er habe gelegentlich von André gehört, daß er auf die Besetzung der Betriebsleiterstelle im Hinblick auf Steinwachs keine Rücksicht zu nehmen brauche, "da Herr Steinwachs durch seine hervorragenden politischen Verbindungen viel nützlicher in der Managementgesellschaft, die derzeit in der Schweiz geründet wird, sei, als in der Betriebsleitung in Zeulenroda", heißt es in dem Schreiben von Voh.
Zu den betrieblichen Gegebenheiten bei der BWZ, für die eine Ausfallbürgschaft des Landes in Höhe von etwa 6,4 Millionen Mark beantragt ist, äußerte sich Steinwachs verständnisvoll. Mit gewissen Problemen sei zu rechnen, weil es sich um ein junges Unternehmen handele, bei alten sei dies aber auch der Fall.
Erschienen am 28. November 1996