Tropenbad Waikiki Zeulenroda
Millionen-Abzocke im Waikiki-Bad?
Bürgermeister unter schwerem Verdacht
Wunder gibt es immer wieder...
Eines geschieht derzeit in der 15 000-Einwohner-Stadt Zeulenroda (Thüringen). Ort der Handlung: das Spaßbad "Waikiki". Seit seiner Eröffnung vor zwei Jahren vergnügten sich schon mehr als 1 Mio Besucher in der stadteigenen 37-Millionen Luxustherme. Die zahlen für zwei Stunden Badespaß 12 DM Eintritt (ermäßigt 6 DM). Das sind bisher etwa 10 Mio. DM Einnahmen. Trotzdem bleibt davon kein Pfennig für die Stadt übrig. Schlimmer noch: Das Bad macht auf wundersame Art sogar Miese. Ende 1998 waren es 27 000DM.
Ein Fall für den Staatsanwalt
Der will nun das Geheimnis lüften, wohin das "Waikiki"-Geld versickert. Einer könnte die Fragen möglicherweise sofort beantworten: Zeulenrodas Bürgermeister Frank Steinwachs (48, CDU). Doch er schweigt. Jetzt leitet Staatsanwältin Heike Schröder aus Mühlhausen ein Ermittlungsverfahren gegen ihn und andere Spaßbad-Betreiber ein.
Vorwurf: Untreue!
Die Ermittlungsakte (Geschäftszeichen 355 Js 50798/98) liest sich schon jetzt wie ein Wirtschaftskrimi: Danach hat Zeulenrodas Bürgermeister Steinwachs mit einer Betreiberfirma einen Supervertrag abgeschlossen, wonach diese anscheinend mit den Spaßbad-Einnahmen machen kann, was sie will. Beispiel: Die Chefin der Betreiberfirma, Claudia André (40), gründete in Lugano in der Schweiz mehrere andere Firmen, die nun dem Bad in Zeulenroda für die verrücktesten Leistungen Rechnungen schreiben. So stellte sich die einstige Kosmetikerin selbst einen Beratungsvertrag aus. Honorar: 276000 DM/Jahr.
Ebenfalls in den Unterlagen enthalten: ein Firmen-Vetrag mit der Schweizer "Aqua Planet Management". Auch diese Firma gehört Claudia André und bekam bis Januar 1999 genau 154 414,39 DM. Die Staatsanwältin ist verwundert, weil es sich "bei der Aqua um eine Briefkasten-Firma handelt, die keine Leistungen erbringen kann".
Naivität oder Cleverneß?
Was hat der Bürgermeister davon, daß er solche Finanzaktionen zu Lasten der Stadt billigt? Ein Mann will es genau wissen: Gernoth Voh (58), ehemaliger Mitarbeiter der "Waikiki"-Therme. Er klagt an: "Hier wird die Stadt auf ganz üble Weise abgezockt. Der Bürgermeister hat sich mit dem Bad seinen Lebensabend finanziell abgepolstert. Das kann ich beweisen! Ich kenne einen Anstellungsvertrag zwischen dem Bürgermeister und Frau Claudia André. Darin sind ihm Jahresbezüge von 190 000DM bereits fest zugesichert!"
Schwere Vorwürfe, doch Bürgermeister Steinwachs schweigt eisern.