Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Bodensee-Therme Überlingen

Südkurier 15.03.2000

Thermalbad-Chronologie

1993: Die städtische Arbeitsgruppe "Standortinitiative Region Friedrichshafen" plädiert für den Ausbau der gesundheitsbezogen Infrastruktur.

März 1996: Das 1995 in Auftrag gegebene Gutachten des Geologischen Landesamtes liegt vor. Der Erfolgsfaktor, Thermalwasser zu finden, wird mit 90 Prozent angegeben.

April 1996: Beim Bau eines Thermalbads wird die Schließung des Hallenbads in Erwägung gezogen.

November 1996: Der Friedrichshafener Unternehmer Karl Fränkel ist als Thermalbadinvestor im Gespräch. Als Kosten werden 35 bis 40 Millionen Mark genannt, als Standort Fischbach.

Die Stadtverwaltung hofft, dass im Frühjahr 1997 mit den Thermalwasserbohrungen und im Sommer mit dem Thermalbadbau begonnen werden kann. Eröffnung wäre im Herbst 1998.

Dezember 1996: Die am 10. 12. geplante Sondersitzung des Gemeinderats wird gestrichen.

Januar 1997: Bei Heinz Rico Scherriebs Institut für Fremdenverkehrs- und Freizeitforschung wird eine Potentialstudie in Auftrag gegeben.

Die Kreis-ÖDP will durch das Regierungspräsidium klären lassen, ob ein Thermalbad im Landschaftsschutzgebiet zulässig ist.

Die SPD-Orts- und Gemeinderatsfraktion initiiert eine Protestaktion im Hallenbad und wehrt sich gegen Schließungsüberlegungen.

Februar 1997: Der Gemeinderat beschließt, für das Thermalbad Fischbach den seit September 1977 rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 38/10 "Uferzone Fischbach-Ost" zu ändern und das notwendige Verfahren dafür einzuleiten.

Mai 1997: Der Verkehrsverein Friedrichshafen spricht sich für den Bau eines Thermalbads in Fischbach aus.

Der ÖDP-Ortsverband lehnt Badpläne mit Hinweis auf die Zerstörung des Landschaftsbildes und Biotope ab.

Die neu gegründetet Bürgerinitiative "Uferzone Fischbach" macht gegen das Bauprojekt im Landschaftsschutzgebiet mobil, fordert ein Schaugerüst und initiiert eine Unterschriftenaktion.

Januar 1998: Die Thermalbad-Potentialstudie wird dem Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung von Scherrieb präsentiert. Der SÜDKURIER veröffentlicht am 28. Januar detailliert das Scherrieb-Gutachten.

Die Stadtverwaltung entwirft fünf Szenarien unter Berücksichtigung der finanziellen Auswirkungen auf die Stadtkasse.

Rektoren von fünf Häfler Schulen setzen sich in einem Offenen Brief für den Erhalt des Hallenbads ein.

Februar 1998: Das Scherrieb-Gutachten wird öffentlich im Gemeinderat vorgestellt. 300 Besucher nehmen an der Bürgerinformation im GZH teil.

Die Naturschutzverbände BUND und NABU sprechen sich gegen eine Bebauung des Fischbacher Ufers aus.

Mai 1998: Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung, die Ausschreibung für den Bau eines Thermal- und Freizeitbades auf den Weg zu bringen. Die Entscheidung fällt mehrheitlich mit den Stimmen der CDU, FWV und einigen SPD-Räten. Die Grünen stimmen dagegen.

Eine Klägergemeinschaft, darunter auch die "Bürgerinitiative Uferzone Fischbach", reicht eine Normenkontrollklage beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim ein, um die Rechtswirksamkeit des Bebauungsplans Uferzone-Ost klären zu lassen.

Bei einer Diskussionsveranstaltung mit 120 Besuchern in Fischbach verspricht OB Wiedmann einen preiswerten Seezugang in Fischbach.

Herbst 1998: Thermalbad-Pläne reifen auch in den Städten Überlingen, Meersburg und Konstanz.

September 1998: Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim bestätigt die Gültigkeit des Bebauungsplans mit Ausnahme eines kleinen Teils, der eine Obstwiese betrifft.

31 Unternehmen fordern die Ausschreibungsunterlagen an.

Oktober 1998: Fünf Investoren legen ihre Pläne vor. Karl Fränkel ist nicht mehr unter den Bietern.

Dezember 1998: Gutachter Scherrieb räumt ein, den Professorentitel zu Unrecht geführt zu haben.

Februar 1999: Das Bundesverwaltungsgericht Berlin weist die Nichtzulässigkeit der Revision im Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim zurück.

Die Bürgerinitiative vergleicht den "Colani-Tropfen" mit der Höhe des St. Magnus-Kirchturms.

März 1999: Der Gemeinderat diskutiert die Pläne von vier möglichen Investoren. Das Rennen macht der Schweizer Investor Kurt Eicher mit dem Entwurf des Designers Luigi Colani. Zum Thermal- und Freizeitbad ist auch ein "Therapie- und Heilzentrum" mit 96 Zimmer geplant.

Die Grünen beantragen beim Regierungspräsidium, den Thermalbadbeschluss des Gemeinderats aufzuheben.

Die "Bürgerinitiative Uferzone Fischbach" überreicht OB Wiedmann 150 Protestunterschriften.

April 1999: Das Berliner Bundesverwaltungsgericht hebt das erste Urteil des Mannheimer Verwaltungsgerichtshof auf und verweist den Fall nach Mannheim zurück.

Die Grünen zweifeln weiter an den Badplänen und formulieren im Landtag eine Kleine Anfrage.

Mai 1999: Mit Schallwellen wird die Geologie in Fischbach untersucht.

Juni 1999: Im Rathaus werden erstmals Colani-Modell und Skizzen öffentlich ausgestellt.

Juli 1999: Das Regierungspräsidium weist die Einwände der Grünen ab und erklärt die Gemeinderatsentscheidung vom März als rechtmäßig.

August 1999: Thermalbadgegner initiieren eine Postkarten-Aktion an Ministerpräsident Erwin Teufel.

November 1999: Der Gemeinderat genehmigt die Bohrung nach Thermalwasser und stellt beim Landratsamt Antrag auf Änderung des Landschaftsschutzgebiets.

Kurt Eicher unterschreibt den Rahmenvertrag mit der Stadt .

Dezember 1999: Anfrage der Grünen im Landtag wegen Zuschussregelung für Bäder.

Die Grünen sprechen von "sektenartigen Strukturen" bei Thermalbadinvestor Kurt Eicher. Dieser und die Stadtverwaltung dementieren.

Januar 2000: Die Bohrung nach Thermalwasser beim Fischbacher Strandbad beginnt. Geplante Bohrtiefe: 780 Meter.

Die Naturschutzverbände BUND, NABU und LNV lehnen die Überarbeitung des Landschaftsschutzgebiets ab. Beim Landratsamt gehen mehr als 50 Einsprüche ein.

Die Immenstaader SPD fordert einen Planungsstopp wegen Nicht-Beteiligung der Nachbargemeinden, die Ratsmehrheit folgt dieser Ansicht nicht.

Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim lässt Normenkontrollverfahren gegen den Bebauungsplan nicht zu.

Februar 2000: Kurt Eicher sagt Teilnahme bei einer Tagung des Regierungspräsidiums im GZH (Thema "Innovatives Verwaltungshandeln") ab.

Die Bürgerinitiative sammelt über 6200 Unterschriften gegen eine Änderung des Naturschutzgebiets.

März 2000: Infobroschüre der Stadt und Schaugerüst in Fischbach. Bürgerinformation im GZH. Initiative "Pro Thermalbad" formiert sich.