Freizeitbad Nemo im Seepark Sellin auf Rügen
Presse Freizeitbad Seepark Sellin
Ostsee-Zeitung 13./14. 02. 2002
Einen Beirat für Nemo?
Gesamtkonzept für Bad und Seepark-Läden gewünscht
Sellin
(OZ) Der Käpt'n des Nemo-Bades hat sein Leck geschlagenes Schiff verlassen. Der Gründer und ehemalige Chef Dieter Behrmann wurde zum 1. April von seinen letzten Aufgaben - der Geschäftsführung ohne Finanzbefugnisse - entbunden, sagte Nils Eggers von der Kanzlei des Insolvenzverwalters Ulrich Rosenkranz. Das sei ein normaler Vorgang, da kein Vertrauensverhältnis mehr bestanden habe. Stattdessen solle der Betriebsleiter jetzt Führungsaufgaben übernehmen, so Eggers.
Zeitgleich wurde das Insolvenzverfahren vor dem Amtsgericht Stralsund offiziell eröffnet. Bis zum 3. Mai können Forderungen gegenüber dem ehemaligen Bad-Betreiber in der Ribnitzer Kanzlei angemeldet werden.
Das Sorgenkind im Selliner Seepark bleibt weiterhin geöffnet. Mit den laufenden Einnahmen will der Insolvenzverwalter die Ausgaben decken. Ein schwieriges Unterfangen, da die Besucherzahlen des Nemo-Bades in den ersten Monaten des Jahres lediglich konstant blieben. "Es gab keinen Aufschwung", räumte Nils Eggers ein. Weiter intensivierte Werbemaßnahmen sollen deshalb für mehr Schwimmer sorgen. Das erlösende Heil kann allerdings nur ein neuer Besitzer bringen.
Wie im Fall der Groß-Pleite des Medienmoguls Leo Kirch soll eine Auffanggesellschaft mit Bankhilfe das sieche Bad retten. Dafür stehe eine Immobilien-Tochtergesellschaft der Bankaktiengesellschaft (BAG) bereit. Das Institut der Volks- und Raiffeisenbanken für Problemfälle ist der Kreditgeber sowohl für das Pleite-Bad als auch für die Gewerbeflächen und einige Wohnungen in den Seepark-Blöcken. Letztere sind eine Hinterlassenschaft aus dem Konkurs der T.G. Planbau. Auch dafür ist die Kanzlei Rosenkranz zuständig.
Da Insolvenzverwalter und BAG bei beiden Seepark-Pleiten im Boot sitzen, wollen sie jetzt mit der Auffanggesellschaft ein Gesamtkonzept für die Sanierung von Bad und Läden erarbeiten, sagte Nils Eggers. Er glaubt, dass im Laufe dieses Jahres eine entsprechende Vereinbarung für die Pleite-Projekte zustande kommen werde. Bislang hatte die BAG-Zentrale nur beabsichtigt, die weitgehend unvermieteten Gewerbeflächen an ihre Immobilientochter zu veräußern.
Für das Nemo ist außerdem im Gespräch, dass der künftige Besitzer zusätzlich eine Betreiberfirma gründet. Die soll die Gemeinden auf Mönchgut als Mitgesellschafter gewinnen. "Diesen Klotz" werde sich aber keine Kommune ans Bein binden, kommentierte der Selliner Bürgermeister den Plan. Selbst wenn sie, wie vorgeschlagen, finanziell nicht haften müssten, so Reinhard Liedtke angesichts der Krisenlage bei fast allen 13 Spaßbädern im Land. Liedtke kann sich deswegen nur vorstellen, dass "eine Art Beirat aus Kurdirektoren" dem Selliner Bad moralisch zur Seite stehen könnte. Damit mehr Gäste in die Schwimmhalle gelockt werden.
BERNHARD MEHNKE
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