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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 14. März 2007

Therme: Heute Ortstermin mit Minister

Die Debatte über die Therme tritt in eine wichtige Phase. Ihre Befürworter wollen Wirtschaftsminister Dietrich Austermann heute davon überzeugen, den Bau mit Landesmitteln zu fördern. Sollte es Fördergelder geben, wäre die Stadt Schleswig offenbar dazu bereit, die Trägerschaft der Therme zu übernehmen, Geld zu investieren und ihr jetziges Schwimmbad zu schließen.

Schleswig
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fbü / dj

- Der bisher wichtigste Termin in diesem Jahr in Sachen Therme beginnt heute um 10 Uhr. Journalisten sind unerwünscht. Verwaltungsmitarbeiter, Politiker und die Vertreter des Kaserneneigentümers "Team Vivendi" wollen unter sich bleiben, wenn ihnen Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) im künftigen Stadtteil "Auf der Freiheit" seine Aufwartung macht. Der Besuch ist akribisch geplant worden. Mehrere Vorgespräche hat es gegeben. Auch die Reihenfolge, in der sich die Thermenbefürworter äußern, wurde diskutiert. Der Minister soll so überzeugend wie möglich auf das Projekt eingeschworen werden. Denn es geht um alles oder nichts. Nur wenn Austermann Fördergelder zusagen sollte, könnte die Therme auf der Freiheit gebaut werden. Eingeweihte sprechen von einem erforderlichen Zuschuss in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro.

Mit einer Spontan-Entscheidung ist nicht zu rechnen. Denn Austermann will sich zunächst über die Projekte der "Konkurrenz" informieren, bevor er Zusagen macht. Nach einem rund einstündigen Aufenthalt in Schleswig reist er weiter nach Kappeln, Damp und Glücksburg - dorthin, wo das Gelingen ehrgeiziger Tourismus- und Freizeit-Projekte ebenfalls von öffentlichen Zuschüssen abhängig ist. Eine der wichtigsten Fragen des Ministers wird sein: Auf welche Weise lässt sich verhindern, dass sich die Thermen und Bäder im Norden Schleswig-Holsteins gegenseitig Kunden wegnehmen?

Eine mögliche Antwort haben Gutachter gegeben. Will Schleswigs Therme sich von der Konkurrenz im 50-Kilometer-Umfeld unterscheiden, muss die Einrichtung als im Norden einzigartiges "Gesundheitsbad" gestaltet sein. Nicht Familien sind die Zielgruppe, sondern die von Vermarktungsfachleuten als "Best Ager" bezeichnete Altersgruppe der ab 50-Jährigen. Dies geht aus einer von Bürgermeister Thorsten Dahl unterzeichneten Vorlage hervor, die am 27. März auf einer Bauausschuss-Sitzung diskutiert werden soll.

Auf dieser Sitzung erwartet die Verwaltung eine politische Aussage zum weiteren Vorgehen. Dahl will dem Gremium einen Beschlussvorschlag vorlegen, der im Kern aus zwei wesentlichen Aussagen besteht: Sollte das Land sich am Bau der Therme beteiligen, würde die Stadt die Trägerschaft übernehmen - und um Gelder für die Therme bereitstellen zu können, würde die Stadt sich verpflichten, ihre defizitäre Schwimmhalle an der Friedrich-Ebert-Straße zu schließen. Denn sollte es direkt an der Schlei eine Therme mit Saunabereich geben, wäre der Weiterbetrieb des jetzigen Schwimmbads aus Sicht der Stadt wirtschaftlich sinnlos. Einen Teil der Kundschaft würden die Stadtwerke an die Betreiber der Therme verlieren. Das Defizit der Schwimmhalle würde größer werden.

Ob bis zur Sitzung des Bauausschusses die erforderlichen Zahlen für eine seriöse Meinungsbildung vorliegen werden, ist offen. Selbst wenn Minister Austermann bis zum 27. März eine Entscheidung über etwaige Zuschüsse treffen sollte, sind bis dahin keine exakten Zahlen darüber zu erwarten, wie sich die Schließung der städtischen Schwimmhalle auf die Stadtwerke als Betreiberin auswirken wird. In einem internen Papier der Verwaltung wird das mit dem Thermenbau einhergehende finanzielle Risiko dennoch als "überschaubar" bezeichnet. Gutachter gehen davon aus, dass die Stadt lediglich 104 000 Euro pro Jahr für die Therme aufzuwenden habe. Dem gegenüber steht, dass die Stadt durch die Schließung ihrer jetzigen Schwimmhalle jährlich eine halbe Million Euro an Kosten einsparen würde.

Die Baukostenschätzung für die Therme sind in demselben Papier der Stadt korrigiert worden. Statt von 18 Millionen Euro ist jetzt von 20 Millionen Euro die Rede.


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