Therme Schleswig
Presse Gesundheits-Therme Schleswig
Schleswiger Nachrichten 02. März 2009
SPD-Infoabend: Bürger gegen Bau der Therme
Nach drei Stunden stand fest: eine Therme sei zu teuer, "zumal die Schleswiger sie gar nicht brauchen". Das Hallenbad in der Friedrich-Ebert- Straße reiche völlig aus. Das war der Tenor der rund 70 Gäste, die zu einem SPD-Diskussionsabend über die Thermen-Gutachten ins Hotel "Strandhalle" gekommen waren - unter die Gäste hatten sich auch Vertreter anderer Parteien gemischt.
Schleswig
/gat
- Nachdem die Thermen-Gutachten am Montag vergangener Woche in der Ratsversammlung präsentiert wurden, stellte nun Wolfgang Schoofs, Geschäftsführer der Stadtwerke, die Expertisen auf einem SPD-Infoabend vor. Bei den Zuhörern sorgten vor allem die von den Experten angenommenen Besucherzahlen, die Kosten für die Stadt sowie der mögliche Abriss des Hallenbades für kritische Debattenbeiträge.
Schon die Gutachter hatten in der Ratsversammlung die Zahl von 720 Thermen-Besuchern pro Tag mit einem großen Fragezeichen versehen, hier müsse nachgearbeitet werden. Von den Diskussionsteilnehmern bei der SPD wurde daher die Belastbarkeit dieser Schätzungen in Zweifel gezogen. Seien die Zahlen gar schöngerechnet worden? Skeptisch war man, ob überhaupt die notwendige Besucherzahl erreicht werden könne: Immer mehr Menschen seien ohne Arbeitsplatz. Wer könne also noch Geld für den Besuch einer Sole-Therme aufbringen? In diese Richtung gingen auch die Argumentation von Karsten Reimer, SPD-Fraktionsvorsitzender, sowie dem SPD-Landtagsabgeordneten Holger Astrup. Die Erfahrungen mit anderen Bädern hätten gezeigt, dass nur wenige die zuvor prognostizierten Besucherzahlen erreichen konnten. Reimer sagte, er halte die Gutachten jedoch für eine ausreichende Entscheidungsgrundlage.
Bezüglich der Finanzierung des Projektes herrschte Einigkeit, dass sich die Stadt eine Therme für Baukosten in Höhe von 31,3 Millionen Euro nicht leisten könne - auch wenn Reimer betonte: "Die SPD ist nicht grundsätzlich gegen eine Therme, aber eben nicht zu diesem Preis." Das spiegelte sich auch in den Diskussionsbeiträgen wider. Der ohnehin schon belastete städtische Haushalt dürfe nicht mit weiteren Defiziten belastet werden, die aus jährlichen Zuschusszahlungen von 2,28 Millionen Euro erwachsen würden. Zumal die Stadt bei einem "Public-Privat-Partnership"-Modell das alleinige finanzielle Risiko trage, sollte der private Partner pleite gehen. Warum diese bei der Stadt nicht Schlange stehen, um das Projekt umzusetzen, fragten sich die Besucher. Statt Geld für das Thermen-Projekt auszugeben, sei es sinnvoller in die Daseinsfürsorge zu investieren: Schulen, Zustand der Straßen, soziale und kulturelle Einrichtungen - das seien die Themen, die Priorität haben sollten. Reimer: "Die öffentliche Hand darf sich nicht in Bädern herumtreiben."
Darüber hinaus stellten viele Gäste die Frage, ob Schleswig überhaupt eine solche Gesundheits-Therme brauche. Wichtig sei, dass es ein Schwimmbad gebe, in dem Kinder schwimmen lernen und ältere Menschen sich bewegen könnten. Diese Anforderungen erfülle das bestehende Hallenbad, welches daher saniert, nicht abgerissen werden müsse. Wer Sole wolle, könne dort hingehen, wo es so etwas bereits gibt, schlug ein Besucher vor. Zumal die Schüler für den Schwimmunterricht längere Wege zur Therme in Kauf nehmen müssten als derzeit zum Hallenbad. Andere sahen die Sache sehr emotional: Als Schwimmlehrer habe er sich damals für den Bau des Schwimmbades eingesetzt, sein Vater sei Kassenwart des Hallenbad-Bauvereins gewesen, berichtete ein Teilnehmer. Unfassbar sei der Gedanke an einen Hallenbad-Abriss. Auch um Touristen anzulocken brauche man auf der Freiheit keinen "neuen Klotz". Schleswig habe viele Alleinstellungsmerkmale im kulturellen Bereich.
Dass jedoch grundsätzlich auf der Freiheit etwas passieren müsse - darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Eine Bauruine wolle man nicht. Was die Alternativen zur Therme seien, fragte ein Besucher. Reimer: "Als solides Unternehmen wird ’Team Vivendi’ einen Plan B in der Tasche haben, über den wir dann sprechen können."
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