Therme Schleswig
Presse Gesundheits-Therme Schleswig
Schleswiger Nachrichten 23. Januar 2009
Hohe Thermen-Kosten sorgen für Entsetzen
Das Gutachten über die Wirtschaftlichkeit einer Therme auf der Freiheit hat gestern eine intensive Diskussion in Politik und Öffentlichkeit ausgelöst. Entsetzt über die unerwartet hohen Kosten, scheinen selbst leidenschaftliche Befürworter des Projekts ins Schwanken zu geraten.
Schleswig
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- Eine Gesamtbelastung des Steuerzahlers zwischen 68,4 und 73,1 Millionen Euro, jährliche Kosten für die Stadt von 1,34 Millionen Euro, Abriss des Schwimmbades - diese Kerndaten des Gutachtens über die Wirtschaftlichkeit einer Gesundheitstherme auf der Freiheit haben gestern in Schleswig für Aufregung gesorgt. Die Bürgerinitiative "Hallenbadfreunde" bezeichnete das Wirtschaftlichkeitsgutachten als "vernichtend im Hinblick auf die Pläne, eine Therme auf der Freiheit zu bauen und das bestehende Hallenbad in der Friedrich-Ebert-Straße abzureißen oder zu schließen." Initiativensprecherin Kirsten Jensen schrieb in einer Pressemitteilung, dass sich die Stadt dieses Projekt nicht leisten könne: "Aus der Politik wurde anfangs argumentiert, dass die Schleswiger Bürger bei gleich bleibendem jährlichem Zuschuss eine Therme und ein neues Hallenbad bekommen könnten. Jetzt zeigt sich, dass dies ein schöner Traum war." Die Initiative, die sich seit April 2008 für den Erhalt des Schwimmbades an der Friedrich-Ebert-Straße einsetzt, regt stattdessen eine konzeptionelle Verbesserung des bestehenden Hallenbades an.
Wie denken die Mitglieder der Ratsversammlung jetzt über das Projekt? Ein Rückblick: Die Ratsversammlung beschloss am 23. April 2007, die Trägerschaft für eine Therme grundsätzlich zu übernehmen. Unterstützt wurde dieser Antrag von der CDU (damals 17 Abgeordnete) und den vier SSW-Abgeordneten Otmar Petersen, Harry Heide, Anja Stamm und Rainer Wittek, Die elf Ratsmitglieder der SPD stimmten dagegen. Die damalige SSW-Ratsfrau Heidi Hansen enthielt sich.
Nach den gestern in den SN veröffentlichten Wirtschaftsdaten ist fraglich, ob sich ein weiteres Mal eine Mehrheit für eine Trägerschaftsübernahme finden würde. Der SSW ist ins Schwanken geraten. Fraktionsvorsitzender Otmar Petersen sagte gegenüber unserer Zeitung: "Gefühlmäßig möchte ich die Therme, aber wenn man die Zahlen gelesen hat, muss man sagen: Um Gottes Willen!" Petersen steht gleich doppelt in der Verantwortung: als Ratsherr sowie als Aufsichtsratschef der Stadtwerke. Da die mit den Stadtwerken verbundenen Kommunalbetriebe laut Gutachten eine federführende Rolle bei dem Thermenprojekt übernehmen sollen, könnte eine verlustreiche Therme sogar den bisher soliden Versorger in eine wirtschaftliche Schieflage bringen.
Die CDU, die bisher als einzige Fraktion geschlossen hinter dem Thermenprojekt stand, gab sich gestern gelassen. Vorsitzender Holger Ley kündigte an, dass sich seine Kollegen in den nächsten Wochen und Monaten in Arbeitskreisen und in der Fraktion intensiv mit dem Gutachten befassen werden. Es komme nun darauf an, "alle Möglichkeiten und Chancen für die Zukunftsentwicklung der Stadt sorgfältig abzuwägen, hierbei die Risiken für die Stadt so gering wie möglich zu halten und zu vertretbaren Ergebnissen zu kommen." Er wolle eine breite innerparteiliche und anschließend öffentliche Debatte. "Die SPD irrt, wenn sie uns glauben machen will, die Entscheidung sei schon gefallen. Dies trifft nur intern auf die SPD zu."
Karsten Reimer, Vorsitzender der SPD-Fraktion, sagte, dass das Gutachten wichtige Erkenntnisse für eine fundierte Entscheidung liefere. Grundsätzlich könne er die Haltung des Investors nachvollziehen, dass sich eine Therme als "Motor des neuen Stadtteils" erweisen könnte. "Angesichts der jetzt vorliegenden Daten gehe ich jedoch davon aus, dass die Stadt den Wunsch nach einer Therme nicht erfüllen kann." Grundsätzlich müssten jetzt zügig Entscheidungen getroffen werden, mahnte der SPD-Fraktionsvorsitzende an. Man müsse zügig Abstand nehmen von dem Projekt Therme und anschließend ebenso zügig die Sanierung der Schwimmhalle an der Friedrich-Ebert-Straße auf den Weg bringen.
Die Pressesprecherin der Stadtverwaltung, Dr. Antje Wendt, teilte auf Anfrage mit, dass in Sachen Therme eine sehr sorgfältige Abwägung stattzufinden habe. Außerdem seien erneut Gespräche mit den zuständigen Ministerien in Kiel aufzunehmen. Sie zitierte den Tourismusverband mit den Worten, dass für falsche Infrastruktur in der Vergangenheit viele Millionen Euro in den Sand gesetzt worden seien, zum Beispiel für den Bau von Bädern in direkter Nachbarschaft, "die sich gegenseitig das Wasser abgraben".
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