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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 03. März 2010

Handwerker hoffen auf "Trendumkehr"

Langner: Bau der Gesundheitstherme könnte Negativ-Entwicklung stoppen

Schleswig

Die Kreishandwerkerschaft erhofft sich vom Bau des neuen Stadtteils auf der Freiheit eine "Trendumkehr". Seit dem Rückzug der Bundeswehr gehe es mit der Wirtschaft der Stadt bergab, sagte Kreishandwerksmeister Hans-Christian Langner in einem Pressegespräch. Die Verwirklichung der Therme und des damit zusammenhängenden Stadtteils könne diese Entwicklung stoppen und für Wachstum sorgen. Langner reagierte damit auf die zunehmende Kritik an dem Großprojekt.

"Schleswig kann es sich überhaupt nicht leisten, dass dieses Vorhaben verloren geht", so Langner. Allein durch den Abzug der Soldaten hätten die Betriebe einen jährlichen Umsatzverlust von 1,5 Millionen Euro zu verkraften. Was das für die einzelnen Unternehmen bedeutet, schilderte Frank Geerts von der Sanitär-Innung: "Fast alle Firmen haben mindestens zehn Prozent verloren. Wir müssen heutzutage bis nach Hamburg fahren, um genügend Aufträge zu bekommen."

Die Handwerker fordern eine klare Aussage von der Politik, wie es weitergehen soll. Ohne Klarheit werde man weiterhin dabei zusehen müssen, wie Arbeitskräfte abwanderten und Firmen dichtmachten. Jürgen Simon, Obermeister der Elektro-Innung: "Ich bin sehr enttäuscht von den Schleswiger Politikern, die nicht für die Sache kämpfen, sondern sich verzetteln." Er sei zwar davon überzeugt, dass die großen Projekte des Stadtteils von Konzernen realisiert würden, "aber ein großer Teil der Folgeaufträge bleibt bei den Betrieben in der Region". Die Debatte um die Therme sorge für eine erhebliche Verunsicherung. "Ich habe bereits einen Auftrag verloren, weil sich ein Kunde zurückgezogen hat", sagte Simon.

Robert Davids, Obermeister der Bau-Innung, zeigte sich vom Konzept für das Areal "Auf der Freiheit" überzeugt. "Team Vivendi" als Eigentümer der früheren Kaserne habe eine Vision entwickelt, "hinter der ich stehe". Kein Verständnis zeigte er dafür, dass die Kritiker des Projekts sich ausschließlich mit den Kosten beschäftigten. Die positiven Folgen einer Therme, so machte er deutlich, würden dabei übersehen. Das sah auch Jürgen Simon so. Die Kommunen litten unter einer sehr angespannten finanziellen Situation und müssten mit den Geldern sparsam umgehen, "aber wenn nichts passiert, wo sollen da neue Einnahmen generiert werden?" Kreishandwerksmeister Langner fasste zusammen: "Im neuen Stadtteil auf der Freiheit sollen wieder Handwerker Arbeit finden. Diese Chance dürfen wir nicht vertun."

dj


Die Gesundheitstherme soll bis zu 31,3 Millionen Euro kosten und gilt als wichtigste Säule des Stadtteils auf der Freiheit. Das Projekt ist umstritten, da es nur mit massiver Hilfe der Steuerzahler verwirklicht werden könnte. Nach den Vorstellungen der Planer soll sich das Land mit 9,8 Millionen Euro beteiligen, die Stadt Schleswig als möglicher Träger soll jährlich eine halbe Million Euro beisteuern. Während CDU und FDP das Projekt befürworten und sich damit eine Weiterentwicklung der Stadt erhoffen, fürchten insbesondere SPD und Grüne das finanzielle Risiko. Die Sozialdemokraten lehnen den Bau einer Therme mit öffentlichen Mitteln ab und wollen stattdessen die Schwimmhalle an der Friedrich-Ebert-Straße sanieren lassen.


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