Therme Schleswig
Presse Gesundheits-Therme Schleswig
Schleswiger Nachrichten 25. Februar 2009
Gesundheitstherme auf der Kippe
Die mit Spannung erwartete Präsentation der Thermen-Gutachten stieß auf ein großes öffentliches Interesse. Mehr als 80 Bürger besuchten am Montag die Ratsversammlung. Sie erlebten mit, wie die Ratsmitglieder die Gutachter mit einer Fülle an kritischen Fragen konfrontierten. Dabei wurde deutlich: Die Risiken des Themen-Projekts sind weiterhin kaum überschaubar, mehrere wichtige Aspekte wurden nicht geklärt.
Schleswig
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- Nach Ende der Präsentation fühlten sich alle bestärkt. Die Befürworter sahen in der Therme ein touristisches Highlight, mit dem man in eine Marktlücke vorstoßen könne - die Kritiker gaben sich davon überzeugt, dass die Stadt Schleswig das kaufmännische Risiko nicht wird tragen können - die Zweifler sahen noch viele ungeklärte Fragen. Fünf Stunden standen die Verfasser der Thermengutachten den Ratsmitgliedern am Montag zur Verfügung. Die Firma "Geier + Geier" aus Stuttgart, die die Bedeutung der Therme und ihre technische Umsetzung herausgearbeitet hatte, wurde durch den Gutachter Wolfram Völlger vertreten. Die Beratungsgesellschaft KPMG, Verfasserin des Wirtschaftlichkeitsgutachtens, hatte ihre Experten Mathias Oberndörfer und Daniel Peitsch entsandt. Mehr als 80 Bürger ließen sich das nicht entgegen. Das Rathaus hatte erstmals zu einer Ratssitzung auch das Foyer des Ständesaals bestuhlt.
Bei den Zahlen gab es keine wesentlichen Überraschungen. Baukosten: 31,3 Millionen Euro, jährlicher Zuschussbedarf für die Therme: 2,28 Millionen Euro. Gibt das Land einen Baukostenzuschuss von 9,8 Millionen Euro, liegt der städtische Zuschuss pro Jahr noch bei 1,34 Millionen Euro. Was bei dem Vortrag von Technik-Gutachter Völlger jedoch überraschte: Seinen Worten zufolge lassen sich die Baukosten nur wenig drücken. "Wenn es zu minimal wird, kommen wahrscheinlich nicht genügend Gäste." Für die Zielgruppe der Besucher ab 50 Jahre müsse man etwas "Besonderes" bauen, "keine goldenen Wasserhähne, aber qualitätvoll." Er riet dringend dazu, die aufwändig zu fördernde Natursole zu verwenden, statt Wasser mit Salz anzureichern - allein schon aus Marketinggründen. Mehrfach hob er die Marktchancen einer Gesundheitstherme hervor. Ein Solebad sei die "Königsklasse der Bäder". Der Gesundheitsmarkt sei der Mega-Trend schlechthin.
Einen schwereren Stand als Völlger hatten im Rat die Gutachter, die für die Finanzen zuständig waren. Die günstigste Lösung für die Stadt wäre aus ihrer Sicht eine Öffentlich-Private-Partnerschaft, bei der auf der Freiheit eine Therme mit angedocktem Schwimmbad entsteht - und das bestehende Hallenbad an der Friedrich-Ebert-Straße abgerissen wird. Doch ohne öffentliche Gelder wird es in keinem Fall gehen. Experte Oberndörfer: "Der Thermen-Betreiber braucht Ihre Hilfe, und zwar nicht zu knapp."
Was insbesondere bei der SPD für Unmut sorgte, waren die vielen offenen Fragen, zum Beispiel in Sachen Finanzmarkt. Der in der Kalkulation angenommene Zinssatz für Kredite liegt bei fünf Prozent, könnte aber nach Aussagen der Gutachter um zwei Prozent steigen - ein Millionenrisiko. Und was passiert, wenn der Betreiber der Therme nach einem Jahr pleite geht? Antwort: Dann müsste die Stadt nicht nur das jährliche Defizit tragen, sondern auch die Bauschulden übernehmen. SPD-Ratsherr Eckhard Haeger arbeitete zudem mehrere Schwachpunkte heraus, die nicht untersucht worden waren. Gutachter Peitsch räumte ein, dass man nicht wisse, wie sich ein Abriss der Schwimmhalle auf die Bilanz der Stadtwerke auswirkt. Sein Kollege Oberndörfer ergänzte, dass dies auch nicht Teil des Auftrags gewesen sei. Ratsmitglieder forschten nach. Ergebnis: Eine eventuell erforderliche Sonderabschreibung könnte das Jahresergebnis der Stadtwerke ins Minus drücken. Die Stadt würde im Jahr der Abschreibung keine Dividende erhalten.
Für Bürgermeister Thorsten Dahl stand nach der Präsentation jedenfalls fest, welchen Beschlussvorschlag er der Ratsversammlung auf der entscheidenden Sitzung am 27. April vorlegen will. Dahl: "Der Tenor lautet: Wir können uns das nicht leisten."
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