Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 02. Februar 2007

Gerangel um die Therme: Minister plant Ortstermin

Eine Ministerentscheidung über einen Landeszuschuss zur Therme ist offenbar frühestens im März zu erwarten. Zuvor will sich Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) in Schleswig über die Vor- und Nachteile des Projekts informieren. Unterdessen wurde bekannt, dass hohe Ministerialbeamte Bedenken gegen die Therme geäußert haben sollen.

Schleswig
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fbü / dj

- Die Optimisten unter den Thermen-Befürwortern hatten auf eine Entscheidung bis Weihnachten 2006 gehofft. Doch mittlerweile sind sechs Wochen vergangen - und noch immer ist nicht klar, ob sich das Land mit einem Millionen-Zuschuss am Bau einer Therme auf dem ehemaligen Kasernengebiet beteiligen wird. Von den 18 Millionen Euro, die die Therme laut einer Machbarbeitsstudie kosten wird, soll das Land nach den Wünschen der Schleswiger CDU-Ratsfraktion mindestens die Hälfte übernehmen.

Die Entscheidung darüber fällt Wirtschaftsminister Dietrich Austermann. Wie jetzt bekannt wurde, will sich dieser jedoch zunächst vor Ort über das Projekt informieren. Die Reise sei für Anfang März vorgesehen, hieß es. Bis dahin ist kein Beschluss zu erwarten.

Das Ministerium gewinnt damit Zeit. Und diese Zeit wird auf landes- und kommunalpolitischer Ebene dazu genutzt, ein mehrheitsfähiges Konzept zu entwickeln. Ein entscheidender Faktor in der Debatte ist die von den Stadtwerken betriebene Schwimmhalle an der Friedrich-Ebert-Straße. Bislang war davon die Rede, die defizitäre Einrichtung auf jeden Fall zu schließen, wenn das Gesundheitsbad kommen sollte. Grund: Die zum Ausgleich des Schwimmhallen-Verlusts erforderliche Summe von jährlich 800 000 Euro sollte in die Therme umgeleitet werden. Wegen der öffentlichen Proteste gegen die Schließung denkt man jetzt darüber nach, die Schwimmhalle zu erhalten. Da in diesem Fall die städtischen Gelder für das Großprojekt auf der Freiheit wegfallen würden, müsste man die entstehende Finanzierungslücke mit privaten Geldern auffüllen. Und hier gilt folgende Regel: Je höher der Landeszuschuss für die Therme ausfallen sollte, umso größer wird die Chance, einen Investor zu finden.

Ein Verzicht auf die Schließung der städtischen Schwimmhalle würde den Thermen-Protagonisten beträchtlichen Aufwind verschaffen. Auf diese Weise ließe sich die SPD-Ratsfraktion doch noch mit ins Boot holen, die sich bisher strikt für einen Erhalt der Schwimmhalle und gegen eine städtische Risikobeteiligung an der Therme ausgesprochen hat. Noch wichtiger ist den Projektbefürwortern, dass mit diesem Schachzug ein unkalkulierbares politisches Risiko vom Tisch wäre: der drohende Bürgerentscheid gegen die Schließung der Schwimmhalle. Dieser Bürgerentscheid hätte nach Ansicht von Politikern das Potenzial, um das gesamte Thermen-Projekt platzen zu lassen.

Die Befürworter einer Therme müssen jedoch noch im Kieler Wirtschaftsministerium Überzeugungsarbeit leisten. Wie bekannt wurde, sind sich die leitenden Ministerialbeamten über den Kurs in Sachen Therme nicht einig. Eines der Referate von Minister Austermann hat offenbar klar Position gegen das Schleswiger Projekt bezogen, weil es im Norden "zu viele Bäder gibt" - nach Ansicht von Eingeweihten ist dies einer der Gründe dafür, warum sich der Minister jetzt selbst in Schleswig eine Meinung bilden will.


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