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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 04. Juni 2007

"Fertigstellung der Therme frühestens 2010"

Mehr als 100 Besucher nahmen an der Informationsveranstaltung der Stadt über den geplanten Thermenbau teil. Die Referenten betonten, dass trotz eines Grundsatzbeschlusses des Rates und der Förderzusage des Landes konkret noch nichts entschieden sei. In sehr sachlicher Atmosphäre setzen sich Referenten und Zuhörer mit dem Thema auseinander.

Schleswig

- Bürgervorsteherin Annelen Weiss machte im Ständesaal des Rathauses die Wichtigkeit des Themas deutlich: "Der Bau der Therme ist eine gewaltige Weichenstellung für die Stadt." Danach legte sie die Randbedingungen der Veranstaltung fest, die eine reine Informationsvermittlung mit Fragen ohne Diskussion und ohne parteipolitische Einflussnahme sein sollte - und auch wurde.

Planer Wolfgang Heuschmidt erläuterte den Hintergrund des Thermenprojekts, das sowohl für das Wohnraumkonzept des neuen Stadtteils "Auf der Freiheit" wichtig sei, wie auch ideal in das Landestourismuskonzept passe. Auf der Basis einer Machbarkeitsstudie sollen dabei 40 neue Arbeitsplätze entstehen. Aus der Höhe der Förderung leitete Heuschmidt die Wichtigkeit des Projekts ab, das bei einer Quote von 70 Prozent einen Zuschuss von 9,8 Millionen Euro erhalten kann: "Das ist der höchste Bescheid, der jemals für einen derartigen Zweck erteilt wurde."

Er stellte verschiedene Finanzierungs- und Betriebsführungsmodelle vor, die von "Alles durch die Stadt" bis zu "Alles fremdfinanziert und fremdbetrieben" reichten. Am 5. Juni sollen diese Modelle mit der Kommunalaufsicht diskutiert werden. Eine Fertigstellung der Therme sah er bei günstigsten Vorbedingungen frühestens im Herbst 2010.

Auf Nachfragen aus dem Zuhörerkreis, dessen mehr als 100 Teilnehmer überwiegend der Thermen-Zielgruppe "Best Ager" angehörten, gab er an, dass ähnliche Thermen bereits rentabel arbeiten, die Stadt aber bei einer Insolvenz des Betreibers die Anlage 15 Jahre lang führen mus. Nach Ablauf des Vertrages erhalte die Stadt ein renoviertes und saniertes Gebäude zurück.

Wolfgang Schoofs, Geschäftsführer der Stadtwerke, erläuterte die Situation des jetzigen Hallenbades, das laut Ratsbeschluss einem Neubau bei der Therme weichen soll. Gegen diesen Beschluss hatten Bürger ein Bürgerbegehren angestrengt. "Das alte Bad ist in einem gepflegten Zustand und kann auf die jetzige Art weitergeführt werden", erklärte Schoofs auf eine Frage der Zuhörerschaft. Den Verlust von 750 000 Euro pro Jahr bezeichnete er als angemessen für ein 30 Jahre altes Bad. Wegen dieser Verluste sei es in den Bereich der Stadtwerke gelegt werden, um Gewinne in anderen Bereichen auszugleichen und dadurch Steuern zu sparen. Das Bad werde regelmäßig saniert und modernisiert, so Schoofs weiter. Seit dem vergangenen Jahr nehme man aber nur noch Schönheitsreparaturen vor, da bisher noch keine Entscheidung über die Zukunft gefallen sei. Zwei Ingenieurbüros hätten unabhängig voneinander den Sanierungsbedarf für die nächsten sieben Jahre auf zirka drei Millionen Euro geschätzt. Bei einer Stilllegung sei außerdem die Zukunft des für den Wärmehaushalt zuständigen Blockheizkraftwerks noch nicht geklärt, so Schoofs.

Fast ins Poetische ging Micky Remann, der Entwickler des Liquid-Sound-Systems in der Beschreibung seines Solebades mit Licht- und Musikeffekten, das auch für die Schleswiger Therme zur Diskussion steht: "Halb tanzend und halb träumend lauschen sie den Delfingesängen aus der Tiefe wie eine Meerjungfrau bei Vollmond." Die Entwicklung der Therme solle Schleswig schließlich 30 Jahre lang beleben, so Remann.

Ein Zuhörer ergänzte die gefühlvolle Darstellung durch eigene Erfahrungen in einem derartigen Bad und meinte, dass bei einem Eintrittspreis von zwölf Euro ein Bad bei einer Wassertemperatur von 35 Grad, bei der man in einer Sole mit vier Prozent Salzgehalt schwebe, auch in der Herbst- und Winterzeit ein Anziehungspunkt sein könne.

Architekt Andreas Ollertz stellte eine Studie für die Realisierung vor. "Therme und Schwimmbad sind alleine nicht lebensfähig", sagte er. Nur durch Synergieeffekte bei Kasse, Personal, Wartung und Technik würden sich beide durchsetzen. Dabei könnten beide Systeme rechnungsmäßig separat geführt werden. Nach einer Zusicherung der Bürgervorsteherin, dass durch einen Ratsbeschluss die Kontinuität der Eintrittspreise auch für das neue Schwimmbad gewährleistet sei, kamen keine kritischen Fragen mehr zu diesem Thema. Eine Stimme aus der Zuhörerschaft bezeichnete einen Standort am Rande der Schlei sogar als ideal für ein Schleswiger Schwimmbad.

Schlussredner der mehr als zweistündigen Veranstaltung war Bauamtsleiter Peter Hopfe. Er verdeutlichte, dass bei sinkenden Einwohner- und Arbeitsplatzzahlen ein gewisser Entwicklungsdruck auf der Stadt laste. "Der neue Stadtteil bleibt für Schleswig das zentrale Entwicklungsprojekt für die nächsten Jahre", sagte er. Denn mit normalen Planungsmethoden könne man der Schließung des Bundeswehrstandortes kaum entgegensteuern. Claus Kuhl

Das kostet die Therme


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