Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 19. Mai 2010

CDU will Thermen-Kosten drücken

Neue Debatte um die Kalkulation des Millionen-Projekts / SPD hält Zahlenspiele für "Quatsch" / Hallenbad-Defizit wird größer

Schleswig

Um die Gesamtkosten der Gesundheitstherme ist eine neue Debatte entbrannt. Die CDU vertritt die Auffassung, dass sich das Projekt für deutlich weniger Geld realisieren ließe als bisher angenommen, die SPD hingegen hält das für unrealistisch. Für Aufregung sorgen zudem ernüchternde Kalkulationen zum Hallenbad an der Friedrich-Ebert-Straße, das zugunsten eines an die Therme anzudockenden Schwimmbades geschlossen werden soll.

Es geht wieder rund in Sachen Therme. Die CDU will das finanzielle Risiko verkleinern, indem sie Kosten reduziert, vorerst allerdings nur auf dem Papier. Mancher hält eine Einsparung von sieben Millionen Euro für machbar. Am weitesten geht der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Frank Neubauer. Er sagte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass die Kosten um bis zu zehn Millionen Euro verringert werden sollen, von derzeit 31,3 Millionen Euro auf maximal 22 Millionen. Wie soll das geschehen?

Zunächst: In der Ursprungskalkulation ist nicht nur der Bau eines Thermengebäudes enthalten, sondern zusätzlich die Errichtung eines Schwimmbades, eines Parkhauses, der Aufbau einer Sole-Förderung bei Fahrdorf und eines Parkhauses. Auch Baunebenkosten sowie den Abriss des bestehenden Hallenbades haben die Gutachter in die bisher zur Debatte stehenden 31,3 Millionen Euro einkalkuliert. Was sie jedoch nach den Worten von Neubauer nicht hinreichend berücksichtigt haben, ist die Grundstücksfrage: Sämtliche benötigten Grundstücke wolle das "Team Vivendi" als Eigentümer der früheren Kaserne kostenlos zur Verfügung stellen.

Das werde sich zum Beispiel bei der Schaffung von Parkmöglichkeiten auswirken. Ein platzsparendes, aber teures Parkhaus (3,1 Millionen Euro) sei nicht mehr nötig. Alternative sei ein großer Parkplatz. Weitere Einsparmöglichkeiten ergäben sich bei der geplanten Sole-Förderung, die vier Millionen Euro kosten soll. Die Chance, das salzhaltige und gesundheitsfördernde Wasser bei Fahrdorf zu finden, liege bei 80 Prozent. Neubauer warf die Frage auf, ob eine eigene Sole-Förderung (4,1 Millionen Euro) erforderlich sei. Mögliche Alternative: Man würde Sole einkaufen und per Tankwagen nach Schleswig transportieren lassen.

Kritiker der Therme sind von den Zahlenspielen der CDU nicht überzeugt. "Jetzt wird so lange gerechnet, bis es irgendwie hinkommt", sagte SPD-Fraktionschef Karsten Reimer auf SN-Anfrage. Die Gesamtkosten von 31,3 Millionen Euro seien von Fachleuten ermittelt worden. "Und jetzt verändern wir die Zahlen, wie es uns passt. Das ist doch alles Quatsch." Viele öffentliche Projekte seien nur deswegen "durchgedrückt worden, weil man die Zahlen geschönt hat."

Der SPD wäre es am liebsten, die Thermenpläne in den Papierkorb zu werfen und sich stattdessen mit der Sanierung des Hallenbades zu befassen. Doch hier tut sich im wahren Sinne des Wortes die nächste Baustelle auf. Wie Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Schoofs am Montag im Hauptausschuss sagte, gebe es beim Hallenbad ein "erhebliches Sanierungsrisiko". Mindestens drei Millionen Euro müsse man investieren, um das über 40 Jahre alte Bad auf den heutigen Stand zu bringen. Mindestens eine weitere Million sei erforderlich, um mit neuen Attraktionen aufwarten zu können. Wie es aus dem Aufsichtsrat der Stadtwerke dazu heißt, würde man diese Investitionen über Kredite bewältigen. Mittelfristig sei damit zu rechnen, dass das Defizit des Hallenbades auf mindestens 1,2 Millionen Euro steigt, einige Politiker sprechen bereits von 1,6 Millionen Euro. Dies würde sich unmittelbar auf die Kunden auswirken. Sie müssten mit deutlich spürbaren Preissteigerungen rechnen.

Letzteres scheint ohnehin erforderlich zu sein. Wie Wolfgang Schoofs dem Hauptausschuss mitteilte, seien die Eintrittspreise so niedrig, dass sich damit nicht einmal die Personalkosten erwirtschaften ließen.

dj


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