Therme Schleswig
Presse Gesundheits-Therme Schleswig
Schleswiger Nachrichten 21. Februar 2009
CDU will Therme "als Mittel gegen eine sterbende Stadt"
Die CDU-Fraktion will sich weiterhin für den Bau einer Gesundheitstherme mit angedocktem Schwimmbad einsetzen. Das Projekt sei "ein Mittel gegen eine sterbende Stadt". Allerdings müsste die von Gutachtern errechnete städtische Kostenbeteiligung von 1,35 Millionen Euro pro Jahr deutlich reduziert werden. Die CDU will einen Privat-Investor mit ins Boot holen.
Schleswig
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- Am kommenden Montag geht es ans Eingemachte. Um 16 Uhr beginnt im Ständesaal die Ratsversammlung. Dritter Punkt auf der Tagesordnung wird der Auftritt der Experten sein, die die Gutachten zur Therme verfasst haben. Die CDU hofft darauf, dass möglichst viele Bürger die Gelegenheit nutzen werden, sich aus erster Hand zu informieren. Ortsverbandsvorsitzender Frank Neubauer: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele nicht wissen, was geplant wird." Verärgert ist er über die SPD. Die Sozialdemokraten haben aus Sicht von Neubauer vorschnell entschieden, das Thermen-Projekt abzulehnen: "Wer von vornherein weiß, dass er alles ablehnen will, muss die Gutachten natürlich nicht mehr lesen."
Seit die Daten des Wirtschaftlichkeitsgutachten über die Therme vor einem Monat bekannt geworden sind, hat sich die CDU zu dem Projekt im Gegensatz zu SPD, SSW und FDP nicht mehr geäußert. Man habe die Zeit nutzen wollen, um sich intensiv mit allen Fakten zu befassen, betont Fraktionsvorsitzender Holger Ley. Die CDU ist sich sicher, dass die Therme kommen müsse. Sie will die Bürger davon überzeugen, dass Schleswig eine nachhaltige, über die Grenzen der Region ausstrahlende Attraktion benötige.
Frank Neubauer: "Die Therme ist ein Mittel gegen eine sterbende Stadt." Er verweist auf die seit Jahrzehnten sinkende Einwohnerzahl und auf zunehmende Probleme im touristischen Bereich: "Die Aufenthaltsdauer der Touristen in Schleswig sinkt." Das neue Tourismusgutachten gebe Aufschluss darüber, dass sich Touristen nur noch zwei Tage in Schleswig aufhielten, Tendenz fallend. In Husum seien es 2,4 Tage, im wesentlich kleineren Kappeln sogar 3,3 Tage. Landesweiter Durchschnitt: 2,5 Tage. "Wir erleben in Schleswig seit Jahren einen Abwärtstrend, und keiner macht etwas." Mit jeder Übernachtung sei eine Wertschöpfung von 26 Euro verbunden. Wenn die Übernachtungszahlen um zehn Prozent gesteigert werden könnten, steige die Wertschöpfung in Schleswig um 600 000 Euro.
Die Therme solle wesentlich dazu beitragen. Würde sie gebaut, entstünden in ihrem Umfeld ein Vier-Sterne-Hotel und ein Ferienpark. Holger Ley: "Wir reden hier nicht von einer Spaßtherme mit Rutschen und ähnlichem. Wir reden von einem Gesundheitsbad, in dem sich Menschen erholen können." Die Therme solle gespeist werden mit Salzsole, die aus einer Tiefe von 1000 bis 1200 Metern nach oben gefördert werde. Die Besucher könnten in einer Sole baden, die weit über 30 Grad warm sei. Die CDU-Vertreter verweisen auf die Konzeptstudie der Stuttgarter Architekten "Geier + Geier". Darin heißt es: "Die Möglichkeit, in Thermalsole zu baden, ist ein konkurrenzloses Alleinstellungsmerkmal - deshalb sollte alles getan werden, um diesen Bodenschatz zu heben."
Doch was ist mit den Kosten? 31,3 Millionen Euro wird der Bau des Gesamtprojekts kosten - Therme, Schwimmbad, Parkhaus. Über einen Zeitraum von 30 Jahren müsste die Stadt pro Jahr 1,34 Millionen Euro als "Nutzungsentgelt" an einen Betreiber überweisen, damit der Betrieb überleben kann. "Das ist zu viel", findet auch die CDU und stellt klar: "Wir brauchen einen Betreiber, der Geld mitbringt." Es gebe mindestens einen seriösen Interessenten, der in den vergangenen Wochen zu Gast in Schleswig gewesen sei. Die führenden CDU-Vertreter sind sich darüber im Klaren, dass Lippenbekenntnisse nicht ausreichen werden. Rechtzeitig vor der entscheidenden Ratssitzung am 27. April müsse es verbindliche Zusagen geben.
Eine weitere Hürde ist der von der Ratsversammlung einstimmig beschlossene Bürgerentscheid für den Fall, dass die bestehende Schwimmhalle zur Disposition stehen sollte. Die CDU ist der Auffassung, dass es keinen Sinn mache, die verlustreiche Schwimmhalle weiter zu betreiben, wenn es auf der Freiheit eine Therme gebe. "Da würde der Verlust für die Schwimmhalle von derzeit 800 000 Euro im Jahr ja noch größer werden." Die CDU rechnet vor, dass die Sanierung der Schwimmhalle mehr als drei Millionen Euro kosten würde. Rechnet man diese Kosten mit ein, werde das jährliche Defizit der Schwimmhalle auf über eine Million Euro steigen. Neubauer: "Dann sollten wir das Geld lieber für eine neue Therme mit angedocktem Schwimmbad auf der Freiheit ausgeben."
Ob sich die zehn CDU-Abgeordneten in der Ratssitzung am 27. April durchsetzen können, ist unklar. Die SPD (neun Stimmen) hat bereits vor Wochen angekündigt, dagegen stimmen zu wollen, ebenso sieht das die FDP (eine Stimme). Der SSW (fünf Sitze) ist ins Schwanken geraten. Die Grünen (drei Sitze) haben sich noch nicht festgelegt.
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