Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Erlebnisbad Calypso Saarbrücken

Presse Erlebnisbad Calypso in Saarbrücken


Saarbrücker Zeitung 18.04. 2000

Der Charme eines guten, alten Bekannten

Stadtbad St. Johann ist seit Jahrzehnten beliebter Treffpunkt für viele Saarbrücker - Aber wie lange noch? - Spaß im Nass hat bald ein Ende

Das Stadtbad St. Johann an der Richard-Wagner-Straße ist vor allem bei älteren Saarbrückern sehr beliebt. Aber das traditionsreiche Bad wird geschlossen. Und das macht viele Schwimmfreunde traurig.

Saarbrücken. Dunkel und gefährlich glotzt der Tiefseefisch die lärmenden Schwimmer an. Schwulstige Lippen, gelb und rosafarben, umrahmen den schwarzen Spalt, der das große Maul andeutet. Messerscharf mutet die sichelförmige Schwanzflosse an, die das türkisgrüne Wasser durchschneidet.

Die Schwimmer, eine Schwimmmeister-Klasse des Berufsbildungszentrums Saarbrücken, müssen jedoch keine Angst vor dem gefräßigen Tier haben: Es ist aus Stein, nicht aus Fleisch und Blut, und ziert als kunstvolles Mosaik eine Wand in der Halle des St. Johanner Schwimmbades. "Die Mosaike und der Beckenrand aus Stein gefallen mir am besten hier", meint das 16-jährige Schwimmmeister-Lehrmädchen Angelina Wagner. Ihr 19-jähriger Klassenkamerad Alexander Geißler hat aber einzuwenden: "Die Umkleidekabinen sind verschmiert und vollgekritzelt. Die gehören nochmal renoviert." Erneuert wird im Stadtbad St. Johann an der Richard-Wagner-Straße aber nichts mehr: Dass es geschlosssen wird, ist klar. Große Investitionen lohnen da nicht mehr. Bei der Schließung ist es natürlich auch schade um die wundervollen Mosaike an den Wänden, die Solarien, die alten Wannenbäder, die rustikalen Becken. Aber zusätzlich hat das St. Johanner Bad für viele Besucher den vertrauten Charme eines guten, alten Bekannten. Seit Jahrzehnten kommen viele Badegäste in die großen Hallen, um zu schwimmen, sich zu erholen oder um Freunde zu treffen. Das Bad ist mit den Jahren Treffpunkt für viele Saarbrücker geworden.

Hier ziehen frühmorgens vor allem ältere Gäste gemütlich ihre paar Bahnen. Aus Gründen der körperlichen Fitness treibt es den 77-jährigen Karlheinz Müller ins Wasser: "Es gibt für mich nichts Gesünderes als Schwimmen. Wenn Ärzte mal Schwimmen verordnen würden, gäbe es bestimmt nicht so viele kranke Leute." Schon seit Mitte der 70er Jahre hält sich der Rentner jeden Mittwoch und Samstag im warmen Wasser des St. Johanner Bades fit und gesund.

Und fühlt sich wie die anderen Badegäste wohl dort, zwischen rosafarbenen Schildkröten, exotischen Fischen und grün-blauen Wasserpflanzen. An acht Säulen in der Schwimmhalle hat der Saarbrücker Künstler Fritz Zollnhofer im Jahr 1953 die wunderbaren Mosaike gestaltet. Nachdem das St. Johanner Bad am Ende des Zweiten Weltkriegs zerbombt wurde, war ein Wiederaufbau des einstigen Kaiser-Friedrich-Bades nötig geworden. Und das wurde schnell wieder zum wahren Magnet für die Saarbrücker Bevölkerung. "Am Anfang war es so voll hier, da war an Schwimmen nicht mehr zu denken", erinnert sich Gerhard Hempel, 63, an die Anfänge des Volksbades. Seitdem das Bad wieder aufgebaut war, hat er dessen Geschichte im Wasser sozusagen hautnah miterlebt. Nach Feierabend ist er mit seinen Arbeitskollegen zum Baden hergekommen. Und am "Volksschwimmtag", der früher mittwochs angesagt war, ist Gerhard Hempel wie die meisten Saarbrücker ins überfüllte Schwimmbad gepilgert.


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