Freizeitbad Waikiki Pinneberg
Pinneberger Zeitung vom 3. September 1999
Waikiki: Absage an die Planer
Trotzdem sollen europaweit Investoren gesucht werden
Von FRANK SCHULZE
Pinneberg - Aus der Traum vom Tropenparadies in Pinneberg. Nach Informationen der Pinneberger Zeitung hat Bürgermeister Horst-Werner Nitt am Mittwoch abend im Hauptausschuss erklärt, dass das von der Schweizer Firmengruppe Aqua Planet vorgestellte "Waikiki"-Projekt nicht weiterverfolgt werden sollte. Die Schweizer wollten auf dem Gelände des Pinneberger Frei- und Hallenbades an der Burmeisterallee für rund 75 Millionen Mark Norddeutschlands größtes Erlebnisbad realisieren.
Der Rückzug kam nicht ganz überraschend, denn bereits kurz nachdem Aqua Planet seine Pläne in der Kreisstadt präsentiert hatte, gab es Fragen über Fragen im Zusammenhang mit dem Mammut-Projekt.
Bereits im April berichtete die Pinneberger Zeitung, dass im Zusammenhang mit einem Aqua-Planet-Projekt im. sächsischen Zeulenroda von Subventionsbetrug in Millionenhöhe die Rede war. Die Staatsanwaltschaft in Sachsen ermittelt nach wie vor gegen die Schweizer Planunungsgruppe und gegen den Bürgermeister von Zeulenroda wegen des Verdachts des Betruges. Auch in anderen Orten des Bundesgebietes, in denen die Schweizer Unternehmen vorstellig geworden waren, ist es bisher noch zu keinem Vertragsabschluss gekommen.
Bürgermeister Horst-Werner Nitt wollte von den Vorwürfen gegen die Schweizer Initiatoren allerdings lange Zelt nichts wissen. Noch Mitte Juli, als die Vorwürfe gegen Aqua Planet sich immer mehr verdichteten, sprach Nitt davon, dass es "keine Chance ohne jedes Risiko" gebe. "Waikiki" sei eine Riesen-Chance für die Kreisstadt betonte der Verwaltungschef und nahm damit unter anderem die Gegenposition zu seinem Stellvertreter, dem ersten Stadtrat Herbert Hoffmann, ein. Der Sozialdemokrat hatte bereits frühzeitig vor dem "Waikiki"-Projekt gewarnt. Nitt warnte dagegen davor, jedes Projekt gleich schlechtzureden.
Im Hauptausschuss teilte Nitt nun mit, dass er ein Weiterverfolgen des Projektes nicht mehr empfehlen könne. Das endgültige Aus werden nun in der kommenden Woche die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Finanzen besiegeln.
Dieter Tietz, SPD, der Vorsitzende des Hauptausschusses, betonte gestern im Gespräch mit der Pinneberger Zeitung, dass die Idee, die bestehenden Badeanlagen an einen privaten Investor zu verkaufen, weiter verfolgt werden solle. Das Dilemma: Der Betrieb der Bäder beschert der Stadt Pinneberg jährlich ein Defizit von mehr als zwei Millionen Mark. Dieser Verlust konnte bisher mit den Gewinnen der Stadtwerke ausgeglichen werden, die das städtische Energieversorgungsunternehmen in anderen Bereichen - nämlich beim Verkauf von Strom, Gas und Wasser - einfahren konnte. Da auf Grund der Liberalisierung die Gewinne der Stadtwerke drastisch zurückgehen werden, wird das Bäder-Defizit auf Dauer nicht mehr ausgeglichen werden können. Ein Minus von jährlich zwei bis zweieinhalb Millionen Mark kann sich die Stadt angesichts der desolaten Haushaltssituation nicht lange leisten.
Dem Vernehmen nach wollen die Pinneberger aber nicht warten, bis weitere Investoren an die Tür der Stadtverwaltung klopfen. Vielmehr soll das Gelände an der Burmeisterallee nun europaweit potenziellen Investoren angeboten werden.