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Südliches Bruch für Spaßbad favorisiert

Architekt Arnfried Metelka schreibt über Gestaltungsmöglichkeiten im Gebiet am Steepengraben

Von Arnfried Metelka, Architekt aus Neubrandenburg

Neubrandenburg. Nach der Aufforderung zur Meinungsäußerung zum Standort der Therme möchte ich mich fachlich zu den Möglichkeiten der komplexen Gestaltung des Stargarder Bruchs äußern und damit begründen, dass die Therme sinnvoller Weise am südlichen Rand des Bruchs eingeordnet werden sollte. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis einer Studie, die unser Planungsbüro A & S Neubrandenburg vor geraumer Zeit und unabhängig von den öffentlich diskutierten Gutachten des Schweriner und des Berliner Büros ausgearbeitet hat.

Als projektverantwortlicher Architekt dieser Studie möchte ich meine Überlegungen darlegen. Die nebenstehende Skizze dokumentiert den Gestaltungs- und Einordnungsvorschlag. Bei der Vielschichtigkeit der Probleme der Standortanalyse haben vor allem ökologische, wirtschaftliche, soziale, funktionelle, ästhetische und städtebauliche Aspekte beim Finden der Entwurfsidee eine Rolle gespielt. Ich bin zum Ergebnis gekommen, dass der wertvolle Landschaftsraum der zur grünen Linie der Stadt gehört, erhalten bleiben muss und eine enorme Aufwertung erfahren kann, ohne die heutigen Eigenheiten zu schmälern.

See stärker einbinden

Der Tollensesee kann durch eine behutsame Gestaltung des Bruchs stärker in die Stadtgestaltung eingebunden werden, was für mich eine wesentliche Prämisse war. Die Hauptstrukturen sind bereits durch die vorhandenen ausgeprägten Landschaftsteile vorgegeben, das sind die nördlichen Röhrichtflächen, der neue Sportplatz, die geradlinige Fußgängerachse vom Kaufhof der Südstadt zum Tollenseeufer, die südlichen großräumigen Wiesenflächen auf den Sandböden bis hin zum Steepengraben. Die Natur hat sich somit bereits auf die gegebenen hydrologischen und geologischen Situationen eingestellt, die man streng beachten sollte.

Eine Kartierung der Sandinseln und schluffigen Überlagerungen zeigt ganz deutlich, wo gut gebaut werden kann, wo Sportflächen, die Festwiese und die dazugehörigen Straßen und Plätze für den ruhenden Verkehr ohne Baugrundprobleme angelegt werden können.

Ganz wichtig war für mich auch neben der optischen Bestandsaufnahme die Feststellungen von Dr. Meitzner "Grünspektrum" Oktober 1997 zu Flora und Fauna und die klimatologischen Standortbedingungen und Planungsempfehlungen von Dr. Hellmuth 1996. Es kristallisierten sich einmalige Werte dieses Stadtraums heraus, die es zu erhalten und zu fördern gilt. Hier kann Neubrandenburg ein Zeichen für eine ökologisch betonte Stadtentwicklung setzen.

Die Bauflächen für touristische Anziehungspunkte Freizeit und Sporteinrichtungen eventuell auch Herberge, liegen am südlichen Rand des Bruchs. Die Gebäude sind von der Bundesstraße gut einzusehen und sollten mit einer modernen, attraktiven weitestgehend ein- bis zweigeschossigen Architektur werben.

Der Thermenstandort, hier eingeordnet, erfasst im Umkreis von drei Kilometern 73 Prozent der Einwohner der Stadt - also kein Problem für Fußgänger und Radfahrer, das Bad zu besuchen. Die Bushaltestelle von vier Stadtbuslinien liegt vor der Tür. Auch die Linien Neustrelitz und Burg Stargard-Templin sind unmittelbar angebunden, wie auch die Bundesstraßen.

Am Südrand kann sofort gebaut werden, wenn Baurecht hergestellt ist, da diese Fläche der Stadt gehört. Die Erlebbarkeit der Eigenheiten und Schönheiten des Stargarder Bruchs entlang der B 96 ist heute durch die durchgehenden Randpflanzungen kaum gegeben. Die große Chance mit Wassergestaltungen parallel zur Bundesstraße in Verknüpfung der beiden Bäche: Gätenbach und Steepengraben und dem Tollenseufer, den Tollensesee bereits an der B 96 optisch wahrnehmbar zu gestalten, ist gegeben. Blickschneisen über Röhrichtflächen ohne Baumbestand (Nordseite) und durchgehende Wiesenflächen (Südseite) können sogar optisch den See weiter in die Stadt führen und es kann die "Stadt am See" bzw. der "See in der Stadt" stärker erlebbar werden.

Parkplätze unter Bäumen

Dort wo Bäume von der B 96 aus den Blick zum See verstellen, im Bereich des Sportplatzes und des Biotops an der B 96 können unter ergänzenden Baumkronendächern die notwendigen Parkplätze und die Mehrzweckhalle (Messehalle) sowie die Festwiese eingeordnet werden, so dass das Erleben des großen Naturraumes durch Gebäude und parkende Autos kaum beeinträchtigt ist.

Die zwei mittigen vierreihigen Baumalleen, die von der B 96 zum Tollenseufer führen, bilden die wesentliche Architektur des neuen Stadtparks und sind Zeichen der unmittelbaren Verbindung Stadt-See. Sie rahmen den Festplatz, der auch Messegelände oder Raum für Großveranstaltungen sein kann und der von der Messehalle aus versorgt ist. Die nördliche Baumallee ist die traditionelle Fußgängerhauptachse aus der Südstadt heraus. Die südliche vierreihige Baumallee nimmt den notwendigen Fahrverkehr zur Bedienung der Funktionsbereiche des Parks und der Parkplätze auf und hat ebenfalls einen mittigen Fußweg. Die Baumalleen entsprechen den klimatologischen Empfehlungen, große sonnenstrahlungsmindernde Baumkronendächer zu schaffen, die den gewünschten ventilationsfördernden Effekt zur Belüftung der Südstadt und des Stadtzentrums garantieren.

Die in die vierreihigen Baumalleen eingebetteten 600 Parkplätze an der B 96 und an der Messehalle bedienen durch ihre zentrale Lage alle Funktionsgebäude und -flächen, die Therme und Sporthallen/Herberge südlich, wie die Messehalle, die Festwiese, das Tollenseufer westlich und die Sportanlagen bis hin zum Jahnsportforum nördlich. Damit wird dem Bereich der Schwedenstraße ein Teil der Verkehrslast genommen und der überfrachtete Kulturpark (Werderbruch) kann insgesamt aufatmen, wenn im Stargarder Bruch Ersatz- und Ergänzungsflächen geschaffen werden.

Zur Gestaltung der Therme an der B 96, an der Süd/Ostecke des Stargarder Bruchs, sollte ein Wasserbecken (Steepengraben) gehören, was Teil der Landschaft wird und den Blick über die Wiesen zur Tollense freihält. Ebenso sollte die bauliche Gestaltung der Nord-Ostecke des Stargarder Bruchs am Gätenbach mit dem Bau einer Wasserfläche verbunden sein.

Die hier noch vorhandenen Bauflächen sollten nicht mit weiterem Wohnungsbau zugestellt werden, sondern hier kann der Auftakt zum Jahnsportforum gestaltet werden. Vielleicht könnte hier auch ein Sportgymnasium stehen, wie bereits im Nordkurier zu lesen war. Wäre es nicht wichtig, dass sich die Schmiede der Weltmeister und Olympiasieger an der Bundesstraße baulich dokumentiert?

Wenn die Vorteile des Thermenstandortes am Stargarder Bruch bekannt sind, wird wohl deutlicher als bisher, dass man die "ausgezeichnete" Qualität des Erholungsbereichs Augustabad nicht mindern sollte mit dem Verkehr, den die Therme zwangsläufig auslösen wird.

23.06.2000 © Nordkurier-Online 2000


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