Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Keitum Therme

Presse Keitum Therme, Sylt-Ost (Planung: Uwe Deyle)


Quelle: Sylter Spiegel 12.07.2006

Transparenz gefragt - Vorstellung der Keitumer Thermen-Pläne

Auf Stellwänden präsentiert, konnten sich die Besucher der Gesundheitstage in Keitum ein Bild von der geplanten Therme machen.

Sylt-Ost.(cr) Die Gemeindevertretersitzung am vergangenen Donnerstag im Muasem-Hüs war mit Spannung erwartet worden: Nach einer ausgiebigen Darstellung der Projekte der Deyle-Gruppe - von der Königstherme in Königsbrunn bis hin zur Glücksburg-Therme, die im März 2007 öffnet - projizierte Uwe Deyle Bilder der geplanten Keitum Therme auf die Leinwand. Der von der Gemeinde bevorzugte Bewerber um das Projekt präsentierte einen Entwurf mit Gebäuden in Sylt typischem Stil: Der Eingangsbereich lehnte sich an das Erscheinungsbild des gegenüberliegenden Friesensaales an. Zum Wellnessangebot zählen medizinisch genutzte Räume, Freibad, Erlebnisduschen, Massageräume, Hamam, Thalassoräume, Inhalationen, ein irisch-römischer Badeteil, ein großes zentrales Solebecken, ein verglastes Thermenhaus mit Blick auf kleine Saunen, Whirlpool, Feuerbad und Frigidarium und vieles mehr, das Ganze filigran in die Klifflandschaft eingebettet. Baubeginn könne der 4. Dezember sein bei einer Bauzeit von anderthalb Jahren: Eröffnung dann im März 2008.

Vorausgegangen war der Vorstellung der Pläne eine eineinhalbstündige Einwohnerfragestunde, die längste, die Joachim Rück vom Amt Landschaft Sylt auf einer Gemeindevertretersitzung je erlebte. Dabei lagen den Bürgern zu den Keitumer Zukunftsplänen noch jede Menge weitere Fragen auf der Zunge: So komplex war das Paket, das die Mehrheit der Politiker für die Zukunft des Dorfes am nord-östlichen Ortsausgang geschnürt hatte. Vieles blieb streng vertraulich, da die Richtlinien nach dem europäischen Auswahlrecht dies vorgeben.

Viele Fragen kreisten um die Finanzierung. Christoph Schmatloch erklärte, für den Bau der Therme habe das Land sechs Mio Euro Zuschüsse in Aussicht gestellt, drei davon fest. Für das Schwimmbad könne man mit sieben Mio rechnen.

Thomas Blancks Frage, ob es einen Wirtschaftsplan für die Zeit nach der Fertigstellung von Schwimmbad und Therme gebe, verneinte er. Das sei verfrüht.

Dörte Dethlefs wollte wissen, was die Gemeinde davon habe, wenn sie Liegenschaften im Wert von drei Mio zur Finanzierung der Therme veräußere und die Therme sich nicht rechne. Schmatloch antwortete, er gehe nicht davon aus, "dass die Therme in 15 Jahren umfällt." Christian Duwe wünschte noch einmal Klarheit darüber, ob die Bürger vor der Beschlussfassung der Gemeindevertreter über die Finanzierung von Therme und Schwimmbad informiert würden. Der Rechtsanwalt Dr. Ax gab eine Antwort im Juristendeutsch, aus der hervorging, dass dies nicht möglich sei.

- Fragen über Fragen zu den Finanzen-

Auf die Frage, wie hoch der finanzielle Schaden für die Gemeinde ausfalle, wenn der Vertrag mit dem Investor nicht zustande käme, antwortete Schmatloch, 250.000 bis 300.000 Euro. Der Rechtsanwalt Dr. Thomas Ax dazu: "So ganz einfach kommen Sie aus dem Verfahren nicht mehr raus." Es gebe keinen zwingenden Grund zur Aufhebung der Beschlüsse. Er sprach von Regressansprüchen der Ausschreibungsteilnehmer und von möglicher Gewinnerwartungsentschädigung.

Der Angst vor Regressforderungen auf der einen Seite stand die Furcht vor einem Zuschussbetrieb Therme gegenüber, für den die Gemeinde eventuell auch noch bürgen müsse. Dies zeichnete sich allmählich beim Publikum ab. Bernd Christensen hakte nach, ob es im Falle der Unwirtschaftlichkeit des Angebotes eine Möglichkeit für die Gemeinde gebe, aus den Verpflichtungen herauszukommen. Dies sei möglich, gab Dr. Ax zu. Dr. Thomas Blanck betonte noch einmal, dass die Keitumer ganz anders über eine Therme reden würden, wäre sie nicht verknüpft mit dem B-Plan 41, Hotel, Kunstmuseum etc. Man habe in fünf Tagen mehr als 400 Unterschriften im Dorf gegen die Verknüpfung der Projekte gesammelt.

Dirk Ipsen von der Initiative für Sylt fragte: "Ist die Gemeindevertretung bereit, einer Bürgerbefragung zu folgen?" Gretel Schneider wandte dann noch ein, dass landauf, landab Thermen gebaut worden seien. Daher frage sie sich, ob in Keitum auch noch eine benötigt werde. Diese Frage griff später Investor Uwe Deyle auf und behauptete, die Therme werde sich deutlich vom Bad der Sylter Welle abheben, das eher eines für Familien sei, Keitum dagegen für die Gäste 50 plus.

Autor/in: cr


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