Keitum Therme
Presse Keitum Therme, Sylt-Ost (Planung: Uwe Deyle)
Quelle: Sylter Rundschau 12.02.2011
Pleite mit Public Private Partnership
Wie der Keitumer Ortsbeirat Urlaubern die Thermen-Ruine auf dem Kliff erklären will
Keitum
Eigentlich heißt es Public Private Partnership und ist ein Synonym für etwas, das öffentliche Hand (Public) und ein privater Investor gemeinsam auf die Beine stellen.
Das Keitumer Ortsbeiratsmitglied Roland Klockenhoff fügte diesem Namen in der Gremiumssitzung am Donnerstag ein weiteres P hinzu. Für ihn heißt das Modell Public Private Profit Partnership – und es drückt die Vermutung aus, dass an dem rundum gescheiterten PPP-Projekt Keitum Therme die private Seite Profit gemacht hat.
Angesichts der jetzt hinter einem Holzzaun versteckten Ruine könnte man sogar noch ein fünftes P hinzufügen – das stünde dann für Pleite.
Damit die von dem Anblick ohnehin gestraften Anlieger des Themen-Grundstücks nicht weiter als Auskunftsbüro für Fragen rund um den Schandfleck dienen müssen, hat der Ortsbeirat jetzt die Anbringung von Infotafeln beschlossen. Einen von mehreren Keitumern erarbeiteten Textvorschlag stellte Klockenhoff im Ortsbeirat vor: "Es war schwierig, das ohne Schuldzuweisungen so hinzubekommen, dass alle Fraktionen damit leben können", berichtet er. Schwierig, aber nicht unmöglich: Die Ortsbeiräte nahmen den Vorschlag einstimmig an. Neben dem Text soll eine Auflistung der Zahlungsströme zu sehen sein: Wann gingen welche Summen wohin? Bürgermeisterin Petra Reiber erklärte allerdings, dass dabei keine Namen einzelner Empfänger genannt werden dürften: "Das widerspräche dem Datenschutz."
Unter der Überschrift "Lernort PPP (Public Private Partnership) oder wie der Traum vom Thermalbad zum finanziellen Alptraum wurde" soll auf den Tafeln folgender Text stehen: "Liebe Mitbürger/innen, vor sich sehen Sie eine Bauruine – das Ergebnis von ca. 14 Millionen Euro Investitionen aus öffentlichen Mitteln, unseren Steuergeldern. Entstehen sollte ein Theramlbad mit Wellnessbereich, Schwimmbad, Arztpraxis, Ladenzeile und Tourismusinformation etc. im Rahmen eines PPP-Projektes. Beteiligt an dem Projekt waren die Europäische Union, das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Nordfriesland und die Gemeinde Sylt-Ost. Neben privaten Profitinteressen wurde die Gemeinde von zahlreichen Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern u.v.m. beraten und dabei enttäuscht. Wer trägt die Verantwortung für das Desaster? Die Antwort steht aus und scheint sich im Vertragsgewirr zu verlieren. Ein massiver Bürgerprotest wurde zu lange ignoriert. Aufgrund rechtlicher Unklarheiten und Auseinandersetzungen ist es vorstellbar, dass die Ruine noch jahrelang erhalten bleibt. Der Traum vom Thermalbad ist ausgeträumt und kommt die Gemeinde Sylt teuer zu stehen!"
rik
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