Keitum Therme
Presse Keitum Therme, Sylt-Ost (Planung: Uwe Deyle)
Quelle: shz.de 13.11.2009
Millionengrab Therme: Politik wird ungeduldig
Von Jörg Christiansen
Die dramatisch verschlechterte Haushaltssituation der Gemeinde Sylt (wir berichteten) beschert Verwaltung und Politikern derzeit jede Menge Arbeit. Nicht nur Kämmerer Harro Johannsen muss jeden einzelnen Posten auf den Prüfstand stellen, auch die Mitglieder des Finanzausschusses haben sich des Zahlenwerkes so intensiv wie selten zuvor angenommen. Darum musste die Haushaltsberatung am Mittwoch nach drei Stunden unterbrochen werden, um sie gestern (nach Redaktionsschluss) fortzusetzen.
Für Diskussionen sorgte auch die Keitum Therme, obwohl sich deren nach wie vor nicht absehbaren finanziellen Auswirkungen noch gar nicht im Haushalt 2010 wiederfinden. Zunächst müsse man die Jahresabschlüsse der Kurverwaltung Sylt-Ost vorliegen haben, erklärte der Ausschussvorsitzende Wolfgang Jensen und stellte für den Januar eine Sondersitzung zum Thema Therme in Aussicht.
Dann wird es vermutlich auch um die Rückzahlung von Zuschüssen und Krediten des Landes in Höhe von rund vier Millionen Euro gehen. Mit der schriftlichen Anfrage, wie das Geld genau verwendet wurde, habe Kiel das Verfahren jetzt angeschoben, berichtete Johannsen. Gut 16 Monate nach dem endgültigen Baustopp und der Erkenntnis, dass die damalige Gemeinde Sylt-Ost 10,5 Millionen Euro an die Betriebs KG von Uwe Deyle gezahlt, aber nur einen Rohbau bekommen hat, ist die Ratlosigkeit so groß wie eh und je. Zudem ist es bis heute nicht gelungen, alle Zahlungswege nachzuvollziehen und künftige Belastungen abzuschätzen.
Dazu gehört auch der Schuldendienst des Kurbetriebs Sylt-Ost für zwei Thermen-Darlehen, der ihr eigentlich von der Betriebs KG erstattet werden sollte. Da die nicht zahlt, hat der Betrieb den Betrag von rund 280 000 Euro für 2008 jetzt von der Gemeinde angefordert.
Eine Situation, die vor allem bei der CDU-Fraktion für Unmut sorgte. Während der ehemalige Sylt-Oster Bürgervorsteher Manfred Uekermann ("Ich verstehe das alles nicht, die Verwaltung war damals bei allen Entscheidungen und Gesprächen dabei") von der jetzigen Verwaltung mehr Informationen über das Verfahren anmahnte, konstatierte Holger Flessau: "Das Controlling in Sylt-Ost hat da wohl total versagt."
Nachdem SWG-Vertreter Jörg Ipsen bereits in der vergangenen Gemeindevertretung einen begleitenden Ausschuss forderte, regte Fraktionskollege Franz Beilmann nun eine "Synopse aller Treibminen" an, um zu wissen, was an Geldern geflossen ist und womit noch zu rechnen sei. Kein Verständnis für die unveränderte Situation zeigte auch Kay Abeling. Er fragte, woher man wisse, dass die Betriebs KG wirklich kein Geld habe. Schließlich hätte sie dann längst Insolvenz anmelden müssen. Während Jensen davon ausging, dass man Forderungen gegenüber der KG gestellt habe und auch die Zwangseintreibung verfolge, warnte Peter Schnittgard davor, noch länger abzuwarten. "Wir haben eine Verantwortung, die weitaus höher ist, als Mancher hier glaubt."
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