Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Fördeland Therme Glücksburg

Presse Fördeland Therme Glücksburg


Flensburger Tageblett 20. November 2010

Therme: Glücksburg vermisst Fairness

Aufsichtsrat kritisiert Attacken der Kreispolitik und die Konkurrenz durch Flensburgs Campusbad / Trotz allem "schwarze Null" Ziel für Betrieb 2011

glücksburg

Als Attraktion, die dem Profil einer ganzen Tourismusregion eine positiven Schliff gibt, wurde die Glücksburger Fördeland-Therme bei ihrer Eröffnung im Frühjahr 2007 gefeiert - auch von der Politik über die Grenzen des Ostseebads hinaus. Daran erinnert Timo Petersen, Vorsitzender des Thermen-Aufsichtsrats, der am Donnerstagabend getagt hat. Dass Kommunalpolitiker aus dem Kreis und der Stadt Schleswig jetzt jedoch dem Glücksburger Bad eine miese Freizeitqualität bescheinigen und es finanziell als Fass ohne Boden darstellen, "finde ich schade und auch nicht fair", sagt Petersen.

Das Defizit der Fördeland-Therme im laufenden Jahr war eines der Themen der Aufsichtsratssitzung. Zahlen zwischen 300 000 und 800 000 Euro waren in den vergangenen Monaten zu lesen. "Es gibt eben verschiedene Definitionen von Betriebsergebnis", so Petersen. Die Bilanz, die alle Posten inklusive Abschreibung berücksichtigt, weist unter dem Strich ein Minus von rund 700 000 Euro für das Jahr 2010 aus. Den Löwenanteil davon muss laut der Verträge, die vor der Bad-Eröffnung unterschrieben wurden, der Kreis tragen. "Ich kann verstehen, dass das keine Begeisterung auslöst", sagt Petersen, selbst Mitglied des Kreistages. Doch die Heftigkeit der verbalen Kritik verstehe man in Glücksburg nicht. Die negativen Schlagzeilen hätten viele Gäste und auch die 40 Mitarbeiter spürbar verunsichert. "Das ist keine gute Basis, um die Defizite und damit die Belastung für alle, die diese ausgleichen müssen, zu minimieren", sagt Stadtrat John Witt, zugleich Geschäftsführer der Therme.

"Wir haben ein sachliches Problem, an dem wir täglich intensiv arbeiten", betont Petersen. Er hofft, dass alle Seiten zur Sachlichkeit zurückfinden und sich das Klima zum Kreis wieder entspannt. Dafür gebe es gute Gründe. "Es ist kein Geheimnis, dass eine Therme nicht ohne Defizit betrieben werden kann", sagt Petersen. Das bestätigt auch das Gutachten, das Wirtschaftsminister Jost de Jager im Sommer zur Untersuchung der Konkurrenz-Situation der Bäder im Norden des Landes in Auftrag gegeben hat.

Stichwort Konkurrenz: Das in diesem Jahr eröffnete Campusbad in Flensburg ist für Timo Petersen der entscheidende Grund für die in diesem Jahr besonders miese Bilanz der Glücksburger Therme. Ein zweites Erlebnisbad in direkter Nachbarschaft sollte es laut Absprache mit der Stadt Flensburg und auch nach Vorgabe des Landes niemals geben. Das überraschende Konkurrenzbad, das sogar von einigen Flensburger Ratsmitgliedern als "Größenwahn" bezeichnet wird, habe die Glücksburger Therme nicht nur Besucher gekostet, sondern auch die Vertragsgrundlage mit dem privaten Betreiber erschüttert. 25 Jahre sollte das Stuttgarter Unternehmer Deyle die Therma an sich betreiben - unter der Voraussetzung, dass im näheren Umkreis kein weiteres Erlebnisbad eröffnet wird. Der von gerichtlichen Auseinandersetzungen begleitete Ausstieg Deyles habe der Therme in diesem Jahr laut Petersen "enorme Schwierigkeiten" bereitet.

Schon 2011 soll es ganz anders aussehen. "Wir gehen davon aus, den laufenden Betrieb mit einer schwarzen Null abschließen zu können", sagt der Aufsichtsratschef. Die Betriebsstrukturen würden weiter optimiert, ein Energie-Einspargutachten ist in Auftrag gegeben und der stark nachgefragte Saunabereich (53000 Besucher in 2010 ) soll erweitert werden - "falls sich diese Investition rechnet", sagt Petersen. Insgesamt zählt die Therme in diesem Jahr 170 000 Besucher. "Die können sich nicht alle irren."

Der Großteil der Abschreibung werde durch den laufenden Betrieb trotz aller Bemühungen indes nie refinanziert werden können. Die Thermen-Verantwortlichen gehen aber davon aus, dass das Defizit des Glücksburger Bads schon in wenigen Jahren auf ein Niveau zurück gefahren werden kann, mit dem alle gut leben könnten. "Schließlich profitieren die Einwohner, Urlauber und Vereine des Umlands auch alle von der Therme", betont Witt.

Auch die erfolgreiche Suche nach einem neuen privaten Betreiber, dem ein Betriebskostenzuschuss gewährt wird, hält Petersen in einigen Jahren für realistisch. Zumindest dann, wenn in Schleswig nicht eine weitere Konkurrenz-Therme entsteht - "es gibt nur ein Einzugsgebiet für dann drei Bäder."

Anja Werner


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