Tropenbad Waikiki Glücksburg
Presse Waikiki Glücksburg
Flensburger Tageblatt 30. Januar 2001
Spaßbad der Region
Es klingt einfach zu verlockend: Ein Projektplaner baut ein attraktives Spaß- und Erlebnisbad und bringt die privaten Investoren gleich mit. Glücksburg ist mit einem Schlag alle finanziellen Sorgen los. Kein altersschwaches Meerwasserwellenbad mehr, das eine halbe Million Mark und mehr pro Jahr verschlingt. Aber dieser Traum muss auch funktionieren: So ziehen sich die Bauleitplanungen hin, da das Großprojekt in sensibler Lage mit viel Wald errichtet werden soll. Das größere Problem scheint aber noch die Investorensuche des Projektplaners zu sein. Einigen Politikern ist jetzt der Geduldsfaden gerissen. Auf der heutigen Sondersitzung des Hauptausschusses wollen sie dem Planer eine Frist setzen, bis wann er die Investoren und die immer noch fehlende Wirtschaftlichkeitsanalyse vorzulegen hat. Zugleich kommt eine interessante Alternative ins Spiel: eine öffentlich-rechtliche Lösung, an der ähnlich wie beim Projekt "Campushalle" die geamte Region mitwirkt.
Ole Michel
Politiker wollen Projektplaner Frist setzen / Heute Sondersitzung des Hauptausschusses
Spaßbad mit Hilfe der Region?
Wie bei der Campushalle sollte für das geplante Spaß- und Erlebnisbad in Glücksburg eine regionale Lösung gefunden werden. Der Ansicht sind Glücksburger Orts- und auch Kreispolitiker -falls sich keine rein privatfinanzierte Alternative finden lässt. Bei einer Sondersitzung des Glücksburger Hauptausschusses heute Abend soll dem Projektplaner "Medicoplan" eine Frist gesetzt werden.
GLÜCKSBURG
FLENSBURG (om)
"Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass die Touristenhochburg Glücksburg ausblutet", sagte Peter Dietrich Henningsen, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, zum Thema Spaßbad bei einer Regionalkonferenz unserer Zeitung. "Zur Not müssen wir den Bau durch eine kommunale GmbH mit privaten Betreibem anschieben und Investoren finden", so Henningsen weiter.
"Es ist ein interessantes Denkmodell, die gesamte Region mit einzubinden", erklärte Johannes Petersen, Glücksburgs CDU-Fraktionsvorsitzender. Sehr wichtig für die weiteren Planungen sei aber zunächst einmal die heutige Sondersitzung des Hauptausschusses zum Thema "Spaßbad".
"Innerhalb eines Monats muss Herr Schnell potente Investoren benennen", wurde SPD-Fraktionsvorsitzender Günter Bude deutlicher. Wenn dies dem Geschäftsführer der Medicoplan nicht gelinge, müsse eine öffentlich-rechtliche Alternative gefunden werden. Eine "ähnliche Konstruktion" wie bei der Campushalle mit einer regionalen Zusammenarbeit könne er sich durchaus vorstellen. "Der Standort muss Glücksburg sein - da hat sich auch das Land festgelegt, wie Tourismus-Ministerin Ingrid Franzen kürzlich nochmals bestätigt hat", stellte Bude klar. Nur zügig müsse es gehen: Die 500000 Mark Defizit des alten Meerwasser-Wellenbades seien für das Ostseebad nicht länger zu verkraften.
"Ich habe von Anfang an erhebliche Bedenken gegenüber der Projektmanagement-Gruppe gehabt", erklärte SSW-Fraktionsvorsitzender Hans-Uwe Axen. "Wir brauchen eine von A bis Z durchdachte Lösung - bis heute fehlt eine Marktanalyse", kritisiert Axen.
Gleich zu Beginn hätten ihn zwei Zahlen am Projekt "Waikiki" zweifeln lassen: das Investitionsvolumen von 40 Millionen Mark (Axen: "Den privaten Investor dafür findet man nicht") und die anvisierten rund 500000 Besucher ("Wir leben ja nicht am Rande von Hamburg"). "Wenn Plan A nicht funktioniert, dann müssen wir an Plan B arbeiten", so der SSW-Vorsitzende.
"Zunächst brauchen wir eine exakte Analyse für ein bedarfsgerechtes Bad." Ideal wäre eine regionale Lösung. "Dabei ist es nicht entscheidend, ob das Bad im Kurzentrum oder in Wees errichtet wird -wichtig ist ein Erlebnisbad in der Region."
"Wir haben einen ausgezeichneten Standort, der gut zu erreichen ist", hielt Bürgermeister Hans-Werner Petersen dem entgegen. Nach dreijährigen Planungen, die rund 150000 Mark gekostet hätten, rechne er noch in der ersten Jahreshälfte mit einem rechtskräftigen Bebauungsplan. An anderer Stelle müsste man vollkommen neu beginnen. Außerdem haben wir die Präferenz des Landes", so Petersen. Trotz einer 50-prozentigen Bezuschussung des Landes wäre Glücksburg bei einer öffentlich-rechtlichen Lösung aber "erheblich zu schwach. Das würde nur über eine Finanzierungsgemeinschaft mit Kreis, Stadt Flensburg und dem Amt Langballig funktionieren."
Nach wie vor bevorzuge er allerdings eine private Lösung als "tropisches" Erlebnisbad, das mit bis zu 15 Prozent aus Kiel gefördert werden könnte. Doch auch Petersens Geduld scheint in dieser Frage nicht grenzenlos zu sein: "Nach der Sondersitzung am 30. Januar müssen wir einen Zeitpunkt festlegen, bis wann konkrete Zahlen über die Investition vorzuliegen haben."
"Ich will nicht Kaffeesatz lesen, wenn es um fast 40 Millionen Mark geht", erklärte Klaus-Dieter Schnell, Geschäftsführer der Medicoplan. Zunächst seien noch Fragen des Baurechts zu klären: "Anfang Februar werden wir klare Aussagen über Investoren und Betreiber machen."
"Wir fordern den Stopp der Planungen"
"Wir fordern den sofortigen Stopp der Bauleitplanung", sagt Reimer Backen, Sprecher der "Bürgerinitiative gegen ein Großbad in Glücksburg". Da das derzeitige Konzept zu groß und nicht durchdacht sei, müsse man die gesamte Planung in Richtung eines Bades, das für Glücksburgs Größe angemessen sei, lenken. Das bisherige Bauleitverfahren sei zu stark auf ein einziges Projekt ausgerichtet, viele Untersuchungen nicht übertragbar, wenn das Vorhaben scheitere.
Backen schwebt ein kombiniertes Familien-, Sport- und Erlebnisbad vor - doch kleiner als das Vorhaben von Medicoplan. Seit Juli 1999 habe er in Sachen Erlebnisbad und Medicoplan im Internet recherchiert und mit zahlreichen Badbetreibern gesprochen: "Die angenommenen Besucherzahlen, durch keine Wirtschaftslichkeitsberechnung belegt, sind viel zu hoch", so Backen. "Hinzu kommt, dass es bei vielen Projekten von Medicoplan scheinbar nur darum geht, bei der Projektierung Geld zu verdienen", so der BI-Sprecher. Als Beispiel nennt er die Saunalandschaft "Aqua Planet Wellness Paradise" in Neubrandenburg, die im Mai letzten Jahres - nach nur vier Monaten - Konkurs anmeldete.
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