Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Fördeland Therme Glücksburg

Presse Fördeland Therme Glücksburg


shz.de 27.06.2009

Offensive: Fördeland Therme will bei Familien und Saunagästen punkten

Die Zukunftsstrategie für die Fördeland Therme steht. Mit niedrigeren Eintrittspreisen, Kursen, Mitgliedschaften und besserem Service für die anspruchsvolle Sauna-Kundschaft will sich Glücksburg gegen die im Bau befindliche Konkurrenz aus Flensburg wappnen. Betrieben wird das Bad nun in Eigenregie - durch die städtische Bad-Gesellschaft. Entlassen wird niemand.

Die Glücksburger Fördeland Therme und das gerade entstehende Flensburger Campusbad werden nicht aus einer Hand vermarktet werden. Das betont Glücksburgs Stadtrat John Witt, Vorsitzender der städtischen Bad GmbH. In dieser Funktion ist er nach der Auflösung des Vertrags mit dem Unternehmer Uwe Deyle seit 1. Juni verantwortlicher Geschäftsführer für den Betrieb des Glücksburger Erlebnisbades.

An sich sollte die Deyle-Gruppe nach dem Bau der im Frühjahr 2007 eröffneten, 14 Millionen Euro teuren Therme diese auch 25 Jahre lang betreiben. Doch mit Blick auf das Bad, das im kommenden Frühjahr auf dem Flensburger Hochschulcampus eröffnet wird, sah sich der Erbauer einer wirtschaftlichen Basis dafür beraubt - und zahlte eine hohe Summe für den Ausstieg aus dem Vertrag.

"Es gibt Überschneidungen in der Kundschaft", gesteht auch Witt. Doch diese gelte es nun so gering wie möglich zu halten, damit sich beide Bäder möglichst nicht ins Gehege kommen. Dieses Ziel verfolge auch Commerz Real, Betreiber des Flensburger Bades. "Die ersten, sehr konstruktiven Gespräche mit Commerz Real haben bereits statt gefunden", sagt Witt.

Für ihn, die Gremien der Bad GmbH und vor allem für Thermen-Betriebsleiterin Jana Freymann standen in den vergangenen Wochen einige Sonderschichten an. "Das war schon ein hartes Stück Arbeit. Doch nachdem die Trennung von der Deyle-Gruppe nun rechtlich bis ins Detail besiegelt ist, müssen wir nach vorne schauen", betont Witt. Das von Freymann dafür erarbeitete Zukunftskonzept steht.

"Die Preisstruktur wird ab Juli übersichtlicher, in vielen Bereichen günstiger und familienfreundlicher", zählt die Betriebsleiterin auf. So kann sich künftig beispielsweise eine erwachsene Person (Mutter, Oma, Onkel) mit einem direkt verwandten Kind für 15 Euro unbegrenzt lange in der Therme vergnügen. Der Tarif für die zweistündige Nutzung des Sportbeckens wird auf 3,50 Euro gesenkt. Kurse, Mitgliedschaften und Service (etwa Bademäntel und Handtücher für einen geringen Aufpreis) sollen zudem vor allem anspruchsvolle Kunden langfristig an die Therme binden - und sie gegen die Konkurrenz aus Flensburg schützen. "Wir wollen noch stärker auf Qualität und nicht auf Quantität setzen", sagt Freymann. Die unerwartet hohen Besucherzahlen in der Saunalandschaft würden diese Strategie bestätigen. In der Wellness-Oase mit großzügiger Außenanlage sollen deshalb die Ruheflächen noch erweitert werden. Zudem werden über den Sommer für den Norden des Landes einmalige Aqua-Fitnessräder angeschafft. An einer Aufwertung des Erlebnisbeckens wird bereits gearbeitet. "Wir nehmen nochmal Geld in die Hand, um uns noch besser gegenüber dem Flensburger Bad zu positionieren", bestätigt Witt. Um einen noch höheren Service zu sichern, gibt es weder Entlassungen noch Arbeitszeitverkürzungen.

Nach Auswertung der Besucherstatistik werden auch die Öffnungszeiten geändert. In der Woche schließt die Therme statt um 23 künftig schon um 22 Uhr. Dafür öffnet sie an zwei Werktagen frühmorgens und schließt am Wochenende statt um 23 erst um 1 Uhr.

Trotz des umfangreichen Verbesserungspaketes ist den Thermen-Verantwortlichen klar, dass sich an einer Tatsache nichts ändern lässt: Ein Drittel der derzeitigen Besucher kommt aus Flensburg. Wie viele von diesen werden umschwenken? "Das bleibt die große Unbekannte", gesteht Witt. "Die ersten Monate nach der Eröffnung des Flensburger Bades werden wir deutlich zu spüren bekommen", sagt Freymann.

Einig sind sich beide, dass durch eine intensive Absprache mit Flensburg und ein effektives Marketing die Chance besteht, die Glücksburger Therme auch künftig wirtschaftlich zu betreiben. Als Katastrophe empfänden es beide Anbieter aber, wenn nach Flensburg auch noch ein Erlebnisbad in Schleswig entstehen würde, wie dort für das ehemalige Kasernengelände "Auf der Freiheit" diskutiert wird. "Dann könnte keines der drei Bäder überleben - das würde alles zerschießen", betont John Witt.

ANJA WERNER


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