Flensburg: Trigon / C + T Development Südermarkt-Passage (Flensburg-Galerie)
Quelle: Flensburger Tageblatt 21.01.2004
Die große Südermarkt-Blamage: Investor Trigon hat kein Geld mehr
Die Südermarkt-Passage, Flensburgs ehrgeizigstes Innenstadt-Projekt, zerfällt wie ein Kartenhaus. Gestern informierte der Berliner Investor Trigon Politik und Verwaltung, dass die Finanzierung geplatzt ist. Die großen Ratsfraktionen halten gleichwohl an ihrem Partner fest.
Flensburg (ho)
Grabesstimmung in Raum H 42. Sichtlich mitgenommen verfolgte Oberbürgermeister Hermann Stell gestern Abend, wie die Hauptausschuss-Vorsitzende Susanne Herold (CDU) das vorläufige Ende eines Projekts verkündete, das wohl das wichtigste von Stells Amtszeit war: der Bau der Südermarkt-Passage. Die Vertreterin des Berliner Investors Trigon hatte in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Hauptausschusses zuvor Gewissheit werden lassen, was sich in den letzten Wochen schon angedeutet hatte: Trigon hat kein Geld. Die Bayrische Landesbank, mit einer Tochtergesellschaft als Geldgeberin des 75 Millionen Euro teuren Projektes vorgesehen, habe die Finanzierung nicht genehmigt. Das Risk-Management der Bank habe sich kurz vor Weihnachten gegen Flensburg entschieden.
Mit einer Ausnahme schoben es die Sprecher der Ratsfraktionen auf die Bayern. Es sei eine "emotionale" und keine sachliche Entscheidung gewesen, sagte Herold. Helgert witterte bayrisch-preußische Animositäten, und Gerhard Maas (SSW) sah darin "eine Unverschämtheit" - nur Uwe Lorenzen (Grüne) wagte ein Minderheiten-Votum: "Auch in Bayern wird gerechnet", meinte der Bündnis-Grüne. Die Abteilung Risk-Management sei in ihrer Risikoabschätzung zu einer anderen Bewertung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit Flensburgs gekommen als die von Trigon bezahlten Gutachter.
So hält er auch als Einziger ein rasche Trennung vom Berliner Investor für notwendig. Die drei großen Fraktionen setzen weiter auf Trigon. "Es gibt keinen Anlass, Abstand von Trigon zu nehmen", meinte Herold. Maas sah im Konzept und auch beim Investor keine Fehler, Helgert möchte die Situation nutzen, Druck auf die Trigon-Holding auszuüben und gegebenenfalls auch ohne deren Passage mit dem Metro-Handelskonzern "Saturn" als singulären Standort entwickeln.
Momentan sieht es allerdings so aus, als wollte die Stadt dem schwächelnden Investor Gelegenheit geben, finanziell wieder flott zu werden. Maria Koopmann, so Herold, habe erzählt, dass sich Trigon jetzt erst einen neuen Projektpartner und dann mit dem gemeinsam eine neue Bank für die Finanzierung suchen will. Chancen gebe es, sagte Stell. Das Projekt sei so weit fortgeschritten, dass die Risikoabwägung einer Bank deutlich weniger beanspruchen werde als die sechsmonatige Bearbeitungszeit der Bayrischen Landesbank. "Das war sicher nicht der glücklichste Tag meiner Amtszeit", bekannte er nachher. "Aber ich glaube weiter an das Projekt."