CampusBad Flensburg
Flensburger Tageblatt 30. April 2008
Kommunales Eheglück mit kleiner Eintrübung
Die gute Bilanz über 100 Tage "Verwaltungs-Ehe" von Flensburg und Glücksburg wurde von Differenzen in der Hallenbad-Frage überlagert. Doch am Ende könnte man auch hier kooperieren.
Flensburg
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sh:z
- Das Verhältnis zwischen Glücksburg und Flensburg zeigt Parallelen zum wahren Leben: Die "Ehe" der Kommunen auf Verwaltungsebene bestand noch kein Vierteljahr, als der Ehefrieden bereits getrübt war. Die Flensburger Ratsversammlung beschloss Ende März, dass auf dem Campusgelände ein neues Schwimmbad gebaut wird, in dem auch Wellness-Elemente enthalten sind. Diese stünden jedoch in direkter Konkurrenz zur erst ein Jahr alten Fördeland-Therme und würden Besucher abzweigen, so die Befürchtung Glücksburger Politiker. "Wir waren ziemlich enttäuscht und verärgert. Wenn wir eine Region sind, müssen wir auch so handeln", drückte Timo Petersen (CDU) von der Glücksburger Stadtvertretung seinen Frust nachträglich aus. Denn der Flensburger Entscheidungsprozess für den Schwimmbad-Bau war ohne Beteiligung des "Ehepartners" abgelaufen. Das gab auch Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner auf einer Pressekonferenz zu "100 Tagen Verwaltungsehe" unumwunden zu: "Viele Irritationen wären vermeidbar gewesen, wenn wir Glücksburg stärker in den Findungsprozess eingebunden hätten." Er habe sich bei den Glücksburgern dafür entschuldigt; im gemeinsamen Verwaltungsbeirat habe außerdem ein "offensives Gespräch ohne Eheberater" für abschließende Klärung gesorgt. Jetzt blicke man konstruktiv nach vorne.
Dazu haben die "Eheleute" auch gute Gründe: Die seit Januar geltende Verwaltungsgemeinschaft läuft weitgehend reibungslos. Glücksburg wird seitdem durch Flensburg verwaltet, hat aber seine politische Entscheidungshoheit behalten. Alle Mitarbeiter wurden von Flensburg übernommen; sieben arbeiten dort im Rathaus, 41 der örtlichen Nähe wegen in der Verwaltungsstelle Glücksburg. Ohne Kündigungen werden rund 430 000 Euro an Personalkosten eingespart - durch natürliche Fluktuation in Flensburgs größerer Verwaltung. "Gleichzeitig erhalten Glücksburgs Bürger einen optimalen Service vor Ort", so John Witt, früherer Bürgermeister und jetzt Stadtrat für Glücksburg. Weitere nennenswerte Einsparungen seien im Sachbereich zu erwarten.
Die Einwohner der Kommunen können beide Bürgerbüros für Melde- und Passangelegenheiten nutzen - unabhängig vom Wohnort. Mit Montag und Donnerstag stehen sogar zwei Tage mit langen Öffnungszeiten zur Verfügung. 2008 haben bisher 135 Flensburger das Glücksburger Bürgerbüro aufgesucht, umgekehrt haben 56 Glücksburger das in Flensburg genutzt. Dank integrierter IT-Technik klappt dies problemlos.
Nach 100 Tagen sieht John Witt ein gelungenes "Rundum-Sorglospaket". Gernot Nicolai (CDU), Vorsitzender des Verwaltungsbeirats Flensburg-Glücksburg, bezeichnet die Gemeinschaft als "einmalige Erfolgsstory in Schleswig-Holstein, die weiteren Gemeinden offen steht".
Nach dem Ausräumen der "atmosphärischen Störung" (Nicolai) blickt das kommunale "Paar" optimistisch in die Zukunft. Die Schwimmbäder bleiben jedoch Thema: So sollen mit dem Betreiber des zukünftigen Flensburger Sportbades und dem jetzigen der Fördeland-Therme demnächst gemeinsame Gespräche geführt werden. Inhalt: Schlagkräftiges Marketing beider Bäder mit unterschiedlicher Zielrichtung. "Synergien gibt es ohne Ende", so John Witt. Ob Sport- und Spaßbad eng kooperieren, durch einen gemeinsamen Badleiter zum Beispiel, oder vielleicht nur einen Betreiber haben werden, ist völlig offen. "Nichts ist unmöglich", erklärte Klaus Tscheuschner vielsagend.
Rainer Fischer
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