Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

CampusBad Flensburg

Flensburger Tageblatt 04.12.2009

Kein Extra-Geld für Schwimmer

Campusbad: Kämmerer lehnt höhere Zuschüsse an Vereine ab

Flensburg

Angesichts der aktuellen Rats-Debatte über das Minus von 22 Millionen Euro im Etat findet Henning Brüggemann den Zeitpunkt "günstig" - und meint es nicht mal ironisch: "Ich bin froh, dass die Schwimmer mit ihren finanziellen Forderungen jetzt kommen", sagte der Bürgermeister und Kämmerer gestern zum Streitthema Nutzung des Campusbads gegenüber unserer Zeitung. "Denn ich hoffe, dass es angesichts der Haushaltslage eine größere Sensibilität für die Belange der Stadt gibt."

Hintergrund ist der Wunsch des Fördervereins Schwimmen Flensburg (FSF), der die Interessen der Vereine vertritt, nach erhöhten Zuschüssen für die Nutzung des neuen Bads (wir berichteten). In einer Resolution an die Verwaltung hatte der FSF unter anderem gefordert, den "Status quo" beizubehalten und nicht mehr als fünf Euro pro Bahn zu bezahlen. Im alten Bad sind es 4,25 Euro, nur: Dessen Bahnen sind mit 25 Metern halb so lang wie die im neuen Sportbecken auf dem Campus. Brüggemann: "Darum ist es nur logisch, dass die Vereine für 50 Meter zehn Euro zahlen. Oder die Bahnen müssen geteilt werden, was technisch kein Problem ist." Den Forderungen des FSF, der für eine reduzierte Bahnmiete sowie vier zusätzliche Wettkampftage 20 000 bis 25 000 Euro veranschlagt, die die Stadt übernehmen solle, erteilt er "aus Kämmerer-Sicht" eine klare Absage. "Ich will nicht als Vereins-Killer dastehen. Aber das können wir uns einfach nicht leisten." Entscheiden müsse jedoch die Politik - und da sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Dass weitere Wünsche der Schwimmer unerfüllt bleiben, weiß Brüggemann allerdings schon definitiv: "Einen Raum für Fitnessgeräte wird es nicht geben, weil er im Raumplan nicht vorgesehen ist." Dies sei, wie auch Bahnmiete und Wettkampftage, vor der Ausschreibung "vor zwei, drei Jahren" mit Vereinsvertretern so abgesprochen worden. Dass man die Schwimmer nicht ausreichend in die Planungen des ÖPP-Projekts einbezogen habe, verneint der Bürgermeister. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen."

Ausschlaggebend für die jetzigen Probleme sei eher, dass die Schwimmer nicht immer mit einer Stimme gesprochen hätten, zudem viele Begehrlichkeiten erst entstünden, wenn Projekte schon im Werden seien. "Das ist normal und kein Vorwurf an die Schwimmer. Aber sie müssen verstehen, dass einiges jetzt nicht mehr geht." Nicht gehen werde auch der Verkauf von Kuchen und Getränken bei Wettkämpfen unter ihrer Regie. "Herr Tober hält eine eigene Gastronomie vor und ist betriebswirtschaftlichen Zwängen unterworfen."

Brüggemann ärgert sich über die "negative öffentliche Wahrnehmung" des Campusbads. In die alte Schwimmhalle habe die Stadt 721 000 Euro stecken müssen, und "niemand" habe sich dafür interessiert. Auch Zusatzangebote wie der wöchentliche Frauenabend in Sauna und Hallenbad (Kostenpunkt: 16 500 Euro) sowie das Frühschwimmen (64 000 Euro) seien nie hinterfragt worden. Mit dem privaten Betrieb durch Wolfgang Tober würden endlich "Transparenz und eine betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise" Einzug halten, der städtische Zuschuss sich nur noch auf 125000 Euro pro Jahr belaufen. "Und dafür bekommen wir ein neues Bad mit einer wesentlich besseren Qualität, von dem alle Nutzer - auch die Vereine - profitieren."

Julia Boecker


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