CampusBad Flensburg
Flensburger Tageblatt 21. November 2012
Das Campusbad ist pleite
21. November 2012 | 07:02 Uhr | Von Holger Ohlsen; Gunnar Dommasch
Der Campusbad-Betreiber Wolfgang Tober hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Der Badbetrieb soll jedoch weiter gehen.
Das Campusbad in Flensburg hat immer noch viel Spaß zu bieten, sucht aber einen neuen Betreiber. Der alte - Wolfgang Tober - stellte am Dienstag Insolvenzantrag. Das Bad bleibt aber geöffnet.
Flensburg. Aus und vorbei! Campusbad-Betreiber Wolfgang Tober hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Auf einer Mitarbeiterversammlung wurde die Belegschaft am Vormittag von ihm über die Zahlungsunfähigkeit seiner Firma informiert. Auslöser sei die Ankündigung der Stadt Flensburg gewesen, Personal- und Verbrauchskosten künftig nicht mehr zu stunden und darüber hinaus bereits gestundete Beträge in deutlich sechsstelliger Höhe zurückzufordern. Der Badbetrieb soll aber weiter gehen, kündigte Tober auf der Mitarbeiterversammlung an.
In einer Presseerklärung machte der Badbetreiber zwei Ursachen für die Entwicklung aus: Die Stadt, die finanziell keine Zugeständnisse mehr machen wollte, und Investor CommerzReal, der seine Aufwandsvergütung von 300.000 Euro jährlich aus der städtischen Tilgungsrate nicht für die Sicherung des Badbetriebes einsetzte. Ein entsprechender Lösungsvorschlag - Anfang des Monats von der Stadtverwaltung selbst erarbeitet - hätte diese Situation ändern können, sei aber politisch gescheitert.
"Das Ende war doch nur eine Frage der Zeit"
Oberbürgermeister Simon Faber, der am Montag eine Lenkungsgruppe für künftige Verhandlungen mit Investor und Badbetreiber eingesetzt hatte, nimmt jetzt den Investor in die Pflicht. "Die Gestellung eines neuen Betreibers obliegt der Commerz-Real AG bzw. der von ihr eingesetzten Vermietungsfirma Marbana", heißt es in einem Schreiben von Verwaltungssprecher Clemens Teschendorf. Flensburg sei den vertraglichen Verpflichtungen nachgekommen. Die erheblichen Nachforderungen des von der Marbana eingesetzten Betreibers Wolfgang Tober entsprächen nicht dem Geist des Vertrages. Ein "weiter so", wie von Tober gefordert, habe es aufgrund der inzwischen aufgelaufenen erheblichen Rückstände nicht mehr geben können. Die Stadt Flensburg werde jetzt ihre direkten Vertragspartner aus der Commerz-Gruppe nachdrücklich zur Erfüllung des Vertrages auffordern.
Für die Politik kommt die Entwicklung nicht überraschend. Die Linke sieht darin das Scheitern des öffentlich-privaten Campusbad-Modells; die FDP sieht sich in ihrer frühen, schon während der Projektierungsphase geäußerten Kritik ebenso bestätigt wie die damals außerparlamentarische Akopol-Fraktion. Bezeichnend findet es der FDP-Kreisvorsitzende Kay Richert, dass in der von Faber einberufenen Lenkungsgruppe mit Ausnahme der WiF wieder die Parteien vertreten seien, die "dieses Schurkenstück" Campusbad erst ermöglicht hätten - die kritischen, kleinen Fraktionen hingegen gar nicht.
Und die Badegäste? Gelassen. Klaus Kreft (54) ist Betreuer bei den Mürwiker Werkstätten. Einmal pro Woche geht er mit seiner Gruppe ins Bad, privat besitzt er eine ermäßigte Jahreskarte. Er habe überwiegend positive Erfahrungen gemacht. "Das Personal ist nett, die Preise halten sich im Rahmen", findet er. Doch er erntet Widerspruch. "Überteuert und zu kalt", bringt es ein anderer Vater auf den Punkt. "Das Ende war doch nur eine Frage der Zeit." Ein Ehepaar aus Flensburg nickt zustimmend. "Ist ja nicht das erste Bad", sagen beide, "das der Betreiber zugrunde gewirtschaftet hat."
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