CampusBad Flensburg
Flensburger Tageblatt 18. Februar 2010
Campusbad: Für die Stadt wird’s etwas teurer
Hauptausschuss segnet Nutzungsvertrag ab / Sozialtarife ausgeklammert / DLRG so gut wie draußen
Flensburg
Wolfgang Tober kann im neuen Campusbad das Wasser schon mal einlaufen lassen - der Hauptausschuss gab am Dienstag grünes Licht für den Abschluss eines Betreibervertrages mit seiner Aqua Vital GmbH. Für Kommunalpolitiker und interessierte Zuhörer hielt die fast zweistündige Diskussion freilich auch die eine oder andere kalte Dusche bereit. Es galt zu akzeptieren, was Bürgermeister Henning Brüggemann feststellte: Die schöne neue öffentlich-privat errichtete Badewelt, sie produziert Gewinner - und Verlierer.
Zu letzteren muss sich seit Dienstag die DLRG zählen. Mit 100 000 Euro jährlich subventioniert die Stadt künftig die Übungsstunden für jährlich 90 000 Schulsport- und Vereinsschwimmer. Ein gegenüber dem alten Bad noch einmal um 5000 Köpfe gewachsenes Kontingent, aber die Rettungsschwimmer sind nicht mehr so richtig dabei. Da mochte sich Kreisvorstand Jan Meyer noch so sehr ins Zeug legen und darauf verweisen, dass den Lebensrettern für das neue Bad der alte Status Quo zugesichert worden sei. Die DLRG mit ihrer nicht standortbezogenen Struktur verliert den Löwenanteil ihres alten Kontingents von 10 000 Nutzungseinheiten. Jährlich dürfen nur noch 2000 Lebensretter ermäßigt ins Wasser. Es fand sich im Rund der Kommunalpolitiker niemand, der auch nur einen einzigen Landkreisbewohner in der DLRG unterstützen mochte. Und selbst bei den schwimmenden Sportsfreunden hörte die Kameradschaft bei der Hallenbelegung auf. Petra Obermark (TSB) will die DLRG nicht zu gleichen Konditionen im Campusbad sehen. "Das ginge zu Lasten der Flensburger Vereine. Die haben im Kreis ganz ähnliche Probleme." Meyer war entsetzt. "Dann können wir einpacken." Die Strandwache sieht er nur für dieses Jahr noch gesichert.
Dafür subventioniert die Stadt sechs weitere Monate das Frühschwimmen. Aber auch die Frühaufsteher richten sich auf schlechte Zeiten ein - denn der Einwand von FDP-Ratsfrau Meike Bruhns, es sei eigentlich unglaublich, 20 Leuten ihren Badespaß mit 15 000 Euro zu subventionieren, blieb nicht unbeachtet. Den Vorschlag der Gleichstellungsbeauftragten Verena Balve, für die Teilnehmerinnen der Frauensauna- und -schwimmgruppe zweiwöchentlich das komplette Bad für drei Stunden zu schließen, mochte da jedenfalls niemand mehr ernsthaft diskutieren.
Etwas ernüchtert stellten Politiker fest, dass einige Punkte noch unbearbeitet sind und gegebenenfalls weitere Kosten verursachen. Der Sozialtarif beispielsweise ist in dem 100 000-Euro-Batzen nicht enthalten und muss erst noch verhandelt werden. Die Schulen dürfen zwar im Lehrschwimmbecken ausbilden - aber nur die Hälfte benutzen. Weniger Platz fürs gleiche Geld, wie Gerhard Bethge (SSW) erschreckt feststellte.
Eigentlich hätte der eine oder andere noch gerne nachverhandelt - aber letztlich war man sich einig, dass auch die Zeit drängt. Die Vorlage wurde bei drei Enthaltungen mit sieben gegen zwei Stimmen beschlossen. Am 26. März ist Anbaden.
Holger Ohlsen
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