CampusBad Flensburg
Flensburger Tageblatt 27. April 2011
Campusbad - der Ruf ist ramponiert
Betreiber Wolfgang Tober sieht sich als Opfer von Stimmungsmache: "Großer Imageschaden und finanzielles Desaster"
Flensburg
Gestiegene Eintrittspreise, sinkende Temperaturen. Luftgüte und Wasserqualität, Rost und Überwachung. Sauna-Frauen auf den Barrikaden. Kaum ein Feld, auf dem Wolfgang Tober nicht schon die Klingen kreuzen musste. Fast will es scheinen, als sei der Chef des Campusbades des zähen Kampfes müde geworden - ein Jahr nach der Eröffnung.
"Die Anfeindungen haben eine Heftigkeit entwickelt, die uns richtig zu schaffen macht", klagt Tober, der überzeugt ist, dass es nur einige wenige sind, "die gegen uns Stimmung machen". Das findet offenbar seinen Niederschlag. Zum diesjährigen Osterschwimmen hatten sich nur gut ein Drittel der erwarteten 300 Schüler angemeldet. Obwohl man das Angebot auf die 5. Klassen und das Kreisgebiet ausgeweitet hatte. "Für uns war das eine soziale Aufgabe, denn es können weniger Kinder schwimmen, als man gemeinhin vermutet."
Tober beklagt einen enormen Imageschaden und finanzielle Einbußen. "Viele wollen nicht mehr kommen, weil der Ruf des Bades so schlecht sei", ergänzt Regina Tober. Die Ehefrau des Betreibers sitzt am Counter im Erdgeschoss - direkt unter zwei halbkugelförmigen Videokameras. Die Überwachung ist das jüngste Kapitel, für das der Betreiber harsche Kritik einstecken musste. Nicht nur von Gästen, sondern auch von Datenschützern.
Der Stadt war die Installation der Kameras bis Anfang des Monats nicht bekannt. "Die Kassensicherung liegt im Regelungsbereich des Betreibers", ließ Bürgermeister Henning Brüggemann auf Anfrage verlauten. Die Stadt erwarte allerdings die Einhaltung der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes. Auch im ehemaligen Hallenbad an der Bahnhofstraße waren Überwachungsgeräte angebracht. "Beanstandungen", so Brüggemann, "hat es nie gegeben."
Sechs dieser "Super-Eyes" können aufmerksame Beobachter im Campusbad entdecken. Vier davon in den sensiblen Kassenbereichen an der Eingangsschleuse, am Imbiss und im Wellness-Bereich, zwei an den Rutschen. Die Tobers versichern, dass keine Gäste etwa beim herzhaften Biss in die Currywurst oder gar beim textilfreien Saunagang gefilmt würden. "Die Kameras sind nur auf die Kassen ausgerichtet - aus Sicherheitsgründen", betont Regina Tober und verweist auf einen Einbruchdiebstahl. Die eingegebenen Geheimnummern beim Bezahlen seien nicht erkennbar. Auch könne von einer Observierung der Angestellten keine Rede sein. Tober: "Alle 31 Mitarbeiter wissen Bescheid - es gab keine Bedenken."
Ein Hinweis auf die Videokameras fehlt allerdings. Nach der öffentlichen Schelte will der Badbetreiber nun nachbessern und Schilder am Eingang anbringen - diese seien bereits in Auftrag gegeben.
Doch ob Schild oder nicht - die Angelegenheit bleibt problematisch. "Der Betreiber muss eine Abwägung vornehmen zwischen den von ihm verfolgten Absichten und schutzwürdigen Interessen seiner Gäste", erläutert Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer Thilo Weichert. Es müsse eine Transparenz hergestellt werden dadurch, dass die Kameras erkennbar oder durch Hinweise zu orten sind. Auch die nachprüfbare Ausrichtung der Geräte - welcher Ort wird genau erfasst? - sei entscheidend. "Im vorliegenden Fall erscheint eine maximale Speicherung von einem Tag zulässig", so Weichert. Tober hingegen gibt einen Richtwert von zwei Wochen an, bevor die Daten gelöscht würden. Bei Beschwerden oder Verstößen müsste die Behörde, also das Unabhängigen Landeszentrum für den Datenschutz (ULD), tätig werden. Das ist bislang nicht geschehen.
Eine Schutzbehauptung?
Die Verantwortung für den insbesondere von der Firma German Timing (Anzeige- und Zeitmesstechnik) ins Visier genommene Rost an fest verbauten Teilen wie den in Beton gegossenen Startblöcken und technischen Geräten weist Wolfgang Tober von sich. Nicht die ihm vorgeworfene "aggressive Umgebungsluft" sei für den Verfall ursächlich, sondern der Griff zu falschen Materialien. Diese seien nicht von ihm, sondern von der Projektgesellschaft ausgewählt worden. "Dabei wurden Wünsche des Flensburger Schwimmklubs mit berücksichtigt", sagt Tober. Raue Oberflächen und Edelstahl seien eingesetzt worden, angesichts der Chloride sei dies jedoch nicht förderlich. "Das ist nicht zuletzt sehr ärgerlich für uns. Besser wäre verzinktes oder entsprechend beschichtetes Material gewesen." Die Anschuldigungen des Lieferanten German Timing wertet er als Schutzbehauptung, "damit die Firma beispielsweise bei der defekten Zeitmessanlage um eine Gewährleistung herumkommt".
Nicht zuletzt verweist Tober auch auf positives Feedback. Er beruft sich dabei nicht nur auf Saunagänger und Freizeitschwimmer (nach eigenen Angaben im ersten Jahr 150 000 Individualgäste sowie 90 000 Schulschwimmer), sondern auch auf organisierte Sportler wie etwa die Synchronschwimmerinnen des TSB oder die Triathleten vom TriAs Flensburg. Deren Spartenleiter Manfred Henschke. "Wir fühlen uns sehr wohl im neuen Bad. Die Bedingungen sind auf unsere Belange optimal zugeschnitten." Luft- und Wasserqualität bewertet er, der viermal in der Woche trainiert, als "völlig okay". Alle 84 Wettkämpfer hätten keinerlei Beeinträchtigungen gespürt - bis auf einen, der leicht auffällig reagiere. Wasser auf die Mühlen von Wolfgang Tober, der die regelmäßigen Prüfungen durch das Gesundheitsamt nicht unerwähnt lassen will. Nie habe es Beanstandungen gegeben. "Die Wasserwerte sind super", so Tober, "sonst hätten wir schon längst die Berufsgenossenschaft am Hals."
Gunnar Dommasch
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