Barbara Geisel, Highship Industries & Tycoon in Flensburg
Aufgedeckt: Plagiate auf highship-industries.com
Presseübersicht Barbara Geisel & Highship Industries in Flensburg
Flensburger Tageblatt 13.04.2013
Total normal
Holger Ohlsen
Jürgen Delfs ist so etwas wie der verlängerte Arm des Wirtschaftsministeriums, und Plagiate findet er nicht so schlimm. Das ist eine von vielen erstaunlichen Erkenntnissen, die Flensburgs Politik aus einer Veranstaltung im Rathaus mitgenommen hat. Da ging es um die Lehren und Konsequenzen einer vollständig missglückten Industrieansiedlung, die der Abteilungsleiter Ansiedlung der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer (WTSH) in Flensburg und Büdelsdorf angeschoben hat. Man ahnt, um wen es sich handelt. Es ist, Erbarmen!, die Highship Industries der Kauffrau Barbara Geisel.
Die hat, der Oberbürgermeister stellte es Anfang der Woche unwidersprochen fest, die Stadt bei verschiedenen Gelegenheiten so sehr an der Nase herumgeführt, dass man sich jetzt von ihr trennen und die an sie verpachtete Harniskaispitze zurückhaben möchte. Und weil man sich landauf, landab an Delfs als großen Promotor der Bodeneffektfahrzeuge aus der Briefkastenfirma erinnert, war es mutig, vom sicheren Kiel aus nach Flensburg zu kommen, wo sich immer mehr Leute fragen, welcher Teufel die WTSH geritten haben mag, ausgerechnet dieses Unternehmen den Städten, Kreisen und Gemeinden des Landes wie geschnitten Brot anzudienen.
Zuletzt hatte die Highship Limited von sich reden gemacht, indem sie ihren Unternehmensauftritt inhaltlich einfach 1:1 bei Airbus abgekupfert hat. In Flensburg brachte diese Dreistigkeit ein Fass zum Überlaufen, in Kiel kam das anders an. Verdutzt mussten sich die Teilnehmer des Hauptausschusses von Delfs anhören, dass Plagiate doch völlig normal seien. Vermutlich hatte der Chef-Ansiedler anderes gemeint und an Pasta bei seinem Lieblingsitaliener an der Dänischen Straße gedacht und nicht an Paste, die Tastenkombination, die das einfügt, was man aus anderen Texten herauskopiert hat. Sollte Delfs allerdings tatsächlich finden, dass Urheberrechtsverletzungen Petitessen darstellen, dürften sich die Plagiatssuchmaschinen demnächst verstärkt auf Schleswig-Holstein richten.
Bei dieser Diskussion ging fast unter, dass die Qualitätsmaßstäbe der WTSH in diesem Fall eine genauere Betrachtung und Bewertung des ansiedlungswilligen Unternehmens als überhaupt nicht erforderlich erachteten. Warum auch. Als "One-Stop-Agentur" sieht sich die WTSH als Ansiedlungsagentur, und als solche haben es die Kieler geschafft, einem Luftschloss einen dauerhaften Pachtvertrag zu beschaffen. Hut ab! Dafür mag man sich in der Landeshauptstadt jetzt auf die Schultern klopfen, in Flensburg freilich ist man nicht amüsiert über Laissez-faire nach Kieler Art.
Aber: Jede schlechte Sache hat bekanntlich eine gute Seite. Nie wieder, schwor sich der Hauptausschuss, nie wieder möchte er von der Kieler WTSH beraten werden. Und überhaupt. Wo das Schummeln in der Regierung schon gesellschaftsfähig geworden zu sein scheint, kopieren wir nächstes Mal einfach den Harrisleer Haushalt und reichen ihn zur Genehmigung ein. Das ist dann auch ganz normal . . .
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