Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienresort Schloss Beberbeck

Presse Ferienresort Schloss Beberbeck


Quelle: nw-news.de 12.12.2008

Zu gigantisch für die Region

Ferienresort Beberbeck: Kritiker halten an ihren Argumenten fest

Warburg/Hofgeismar (scho/lhe). Projektgegner nennen die Planung ungenügend. "Was da vorgestellt wurde, ist nicht ausgefeilt, nicht durchdacht und schon gar nicht abgesichert", sagte jetzt der Sprecher des "Aktionsbündnisses Beberbeck", Hermann-Josef Rapp, nach der Bekanntgabe erster möglicher Investoren für das Ferienprojekt Beberbeck (die Neue Westfälische berichtete bereits am Samstag).

"Offenbar ging es nur darum, so etwas wie Investoreninteresse zu zeigen. Tatsächlich gibt es noch nicht eine konkrete Zusage", bemängelt Hermann-Josef Rapp den Auftritt des Hofgeismarer Bürgermeisters Heinrich Sattler (CDU) am Freitag vor der Presse.

Mehrere Investment- und Betreibergesellschaften hätten schriftlich ihr Interesse bekundet, hatte der Bürgermeister verkündet. Michael Müllner von der von der Stadt beauftragten Beratungsgesellschaft Epic sagte, dass man mit mehreren Investoren für das Gesamtprojekt im Gespräch sei. Zwei seien aus Asien, einer aus Osteuropa. Namen wollte er nicht nennen: "Über ungelegte Eier reden wir nicht."

An der grundsätzlichen Kritik halte das Bündnis fest, so Rapp. "Mindestens 6.000 Betten, das ist sechs Mal der ,Sauerlandstern' aus Willingen. Das sind alle Betten der Großstadt Kassel und noch einmal 1.000 drauf. Das ist völlig überdimensioniert." Das Projekt werde zu einer Überlastung der Landschaft und der Verkehrswege führen. "Wenn man das auf die Region loslässt, ist der Kollaps programmiert", sagte Rapp.

Auch der Naturschutzbund Kassel hatte das in seiner augenblicklichen Größe geplante Ferienresort Beberbeck unlängst entschieden abgelehnt. Niemand könne ernsthaft bezweifeln, heißt es in einer Stellungnahme des Nabu, dass dieses Projekt sich dauerhaft weit über die Grenzen der bebauten Flächen hinaus äußerst negativ auf Natur und Landschaft des Reinhardswaldes auswirken werde.

Die Kempinski-Gruppe, der Spaßbad-Betreiber Wund und die Hotelgruppe Lindner hatten als Betreiber ihr Interesse bekundet. Allerdings sind die Interessensbekundungen nicht rechtsverbindlich. Nach Angaben des Architekten Tom Krause will Kempinski ein Fünf-Sterne-Hotel mit 150 Luxuszimmern in Beberbeck bauen. Kempinski-Präsident Reto Wittwer sei "begeistert" von dem Projekt, sagte Krause. Ein Vertreter von Kempinski war am Freitag nicht in Hofgeismar.

Die Friedrichshafener Wund-Gruppe würde, wenn sich ein Investor findet, ein Hotel mit 150 Zimmern und ein gut 16.000 Quadratmeter großes Spaßbad betreiben. Die Anlagen würden ein "Vitalwellness-Zentrum" und eine "Anti-Aging-Klinik" enthalten und 100 Millionen Euro kosten. Die Kunden für das Spaßbad sollten zu 40 Prozent aus dem Umland kommen und zu 60 Prozent Touristen sein. Die Düsseldorfer Lindner-Gruppe, die Tagungshotels betreibt, denkt nach Sattlers Worten an ein Vier-Sterne-Haus mit 180 Zimmern.

Obwohl die Interessensbekundungen nicht verbindlich sind, sieht Sattler sie als Vorstufen einer konkreten Planung. "Das sind keine Seifenblasen." Auch Krause hält die Planungen für fundiert: "Natürlich ist das nicht rechtsverbindlich, aber für Kempinski gibt es nichts schädlicheres, als von einem Projekt zurückzutreten."

Bürgermeister Heinrich Sattler betonte, dass das Land Hessen "ohne Wenn und Aber" hinter dem Projekt und seiner Finanzierungszusage von 30 Millionen Euro stehe. Das ganze Projekt soll ein Volumen von mindestens 400 Millionen Euro haben.


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